Ein Weltkonzern hätte sich nicht repräsentativer einrichten können: Wo früher Pferde im Kreis liefen, auf der ehemaligen Galopprennbahn, unweit des Frankfurter Waldstadions, weisen jetzt DFB-Logos zur neuen Zentrale des Deutschen Fußball-Bundes.
Man hat auch in Frankfurt länger diskutiert, dann aber in 1.155 Tagen Bauzeit ordentlich geklotzt: Der DFB-Campus, der kolportierte 180 Millionen Euro gekostet hat und von Kritikern sofort als „Millionengrab“ abgetan wurde, breitet sich auf einer Gesamtfläche von 15 Hektar aus. Neben dem Verwaltungsgebäude und der Akademie gehören zu dem Komplex eine Fußballhalle, ein Athletenhaus mit 33 Zimmern, eine Futsal- und Mehrzweckhalle, dreieinhalb Rasenplätze sowie weitere Trainingsflächen. Und sollte das nicht reichen, stünden dem DFB weitere fünf Hektar zur Verfügung.
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Empfangen werden die Gäste in einer lichtdurchfluteten, leicht sterilen Aula mit wenig dezenten Hinweisen, wer die Fußball-Welt regieren will.
Nur die Slogans und Sequenzen, die über die Video-Wände laufen, lassen keinen Zweifel aufkommen: Wir sind hier das Maß aller Dinge. Oliver Bierhoff, bis Dezember 2022 als Geschäftsführer für die Nationalmannschaften und die Akademie zuständig, meinte bei der Eröffnung der neuen Zentrale: „Endlich ist die Vision zur Realität geworden. Die deutsche Fußballfamilie hat ein gemeinsames Haus.“
600 Mitarbeiter arbeiten hier, eröffnet Jochen Breideband, der mit vierzig (!) Kollegen Teil der Medienabteilung ist. Für den DFB zu arbeiten, sei auch für ihn „Ehrensache“. Stolz führt er durch einen Saal, der einem kleinen Theater gleicht und mit audiovisueller Top-Technik ausgestattet ist. Marketing und Message Control sind dem Verband wichtig, was nicht verwundert. Zuletzt war man aufgrund der überschaubaren sportlichen Leistungen der beiden A-Teams (Frauen und Männer) und deren Trainerwechsel öfters ungewollt in die Schlagzeilen geraten.
Wie wollen die Deutschen die Jugend zum Fußball bringen?
In weitläufigen neuen Bürolandschaften diskutieren derweil auffallend junge Mitarbeiter nicht zuletzt über die gesellschaftliche Verantwortung des größten Sportverbands der Welt (aktuell sieben Millionen Vereinsmitglieder und 2,2 Millionen Aktive). Wichtig ist in den Thinktanks auch die Frage, mit welchen Angeboten man junge ebenso wie ältere Menschen für die Profi- und Amateurvereine gewinnen kann.
Für alle Altersgruppen bietet der DFB Angebote, den Campus zu besuchen. Beliebt und ausgebucht sind die Einladungen der Jüngsten: Sie können hier im Rahmen von Kinderfußball-Festivals kicken wie die Profis. Vorbeigeschaut hat auch schon eine Delegation des ÖFB – eingefädelt vom deutschen Trainer der Österreicher, Ralf Rangnick. Bleibt nur zu hoffen, dass man den Campus in Wien-Aspern etwas gemütlicher gestaltet.
Beim Verlassen der Fußball-Fabrik sticht ein Wort aus den Leitmotiven des großen Verbands ins Auge: „Spielfreude.“ Es soll alle Mitarbeiter, alle Teams, alle Partner, Fans, das ganze Land im kommenden EM-Sommer inspirieren.
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