Trinkgeld ist ein heikles Thema, gerade für jene, die es bekommen. Schließlich wollen sie sprichwörtlich keine schlafenden Hunde wecken. Sprich – die Finanz. Im Fall der Friseure geht der Staat beispielsweise davon aus, dass der typische Mitarbeiter 70 Euro im Monat an Trinkgeld einnimmt. Zumindest ist das die Höhe der Trinkgeldpauschale, für die sich der Staat entsprechende Abgaben und Steuern einbehält. Also die Hand aufhält.
"Die Kunden sparen", beobachtet auch die Eigentümerin des Friseursalons Victoria im 7. Wiener Gemeindebezirk. "Beim Färben, bei der Dauerwelle, beim Föhnen und auch beim Trinkgeld."
Ein Eindruck, der sich auch bei Innungsmeister Wolfgang Eder verfestigt, der Salons in der Stadt Salzburg und in Obertrum betreibt. "Dass wir die Preise nach den Kollektivvertragserhöhungen im April erhöhen mussten, ist vielen nicht entgangen. Es gibt Kunden, die ganz offen sagen, dass sie sich das Trinkgeld jetzt nicht mehr leisten können. Einige Friseurinnen berichten, dass das Trinkgeld um bis zu 20 Prozent geringer ausfällt."
Wie hoch es letztlich ist, variiert natürlich stark. Nicht nur mit dem Geschick des Friseurs bzw. der Friseurin, sondern auch mit dem Standort und dem Konzept des Friseursalons.
Preisdumping
"Wer wegen eines 15-Euro-Haarschnitts in den Salon kommt, wird eher nicht 5 Euro Trinkgeld geben", formuliert es die Unternehmerin Christine Haas vom Wallersee, die in der Umgebung vier Salons (inklusive Kosmetikstudio) führt. Und zwar im eher gehobenen Segment. Mit dem Rechnungsbetrag steige tendenziell auch der Trinkgeldbetrag. Sie habe gerade eine neue Mitarbeiterin eingestellt, die bei ihr deutlich mehr Trinkgeld kassiert, als bei ihrem alten Arbeitgeber, der im Niedrigpreissegment positioniert ist.
Ob man pro Schnitt 50 Cent oder 5 Euro Trinkgeld bekommt, macht am Ende des Monats einen enormen Unterschied. Und wie viele Kunden am Tag am Friseurstuhl Platz nehmen auch. Branchenkenner sprechen von durchschnittlich zehn bis 15 am Tag in gut gehenden Herrensalons. Bei vorwiegend weiblicher Kundschaft seien es eher um die acht. Innungsmeister Eder zieht in Sachen Frequenz und Preispolitik einen Vergleich zur Gastronomie: "Ein Haubenkoch ist teuer und muss weniger Menüs verkaufen als eine McDonalds-Filiale, die von der Frequenz lebt."
Zugenommen hat jedenfalls die Konkurrenz der Billigfriseure, ärgert sich Eder über das Preisdumping am Markt. "Jemand, der nach kaufmännischen Prinzipien kalkuliert, kann keinen Haarschnitt um 15 oder 18 Euro inklusive Mehrwertsteuer anbieten", sagt er. Das ginge nur, wenn man an der Steuer vorbei arbeitet bzw. die Beschäftigten nicht ordnungsgemäß anmeldet.
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