„An diesen Aufholprozess war die Hoffnung auf mehr Gleichstellung geknüpft. Bislang hat sich diese Hoffnung jedoch nicht erfüllt“, sagt IHS-Studienautorin Andrea Leitner. Der Anteil von Frauen in Leitungspositionen ist demnach mit 18 Prozent deutlich geringer als jener von Männern (32 Prozent) und in den vergangenen 10 Jahren auch nicht gestiegen. „Frauen verdienen bei gleichem Qualifikationsniveau in allen Bildungsstufen schon beim Berufseinstieg weniger als Männer“, so Leitner.
Eine Erklärung dafür liege in den unterschiedlichen Fachrichtungen: „Frauentypische Bildungswege unterscheiden sich weiterhin deutlich von männertypischen Wegen“, sagt Leitner. Diese Geschlechtersegregation in der Bildung zeige sich in allen Bildungsstufen, setze sich in der Segregation am Arbeitsmarkt fort und wirke sich auf die Verwertbarkeit am Arbeitsmarkt in Form von Karriere- und Einkommenschancen aus.
MINT-Fächer
Als Beispiel nennt die Expertin die sogenannten MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik). Frauen würden sich immer noch deutlich seltener für Ausbildungen in diesen Bereichen entscheiden und häufiger in typischen „Frauenberufen“, etwa Bildung, Gesundheit, Soziales, mit geringeren Einkommen und schlechteren Aufstiegschancen arbeiten. Hinzu komme, dass nur rund ein Viertel der Frauen mit MINT-Ausbildungen auch einen entsprechenden Beruf ausübe. „Arbeitszeitbereinigt ist laut Studie ein Viertel der Einkommensunterschiede darauf zurückzuführen“, folgert Leitner.
Für den Rückzug der Frauen aus diesen Bereichen gibt es laut Leitner zwei Hauptgründe: So müssten sich Mädchen bzw. Frauen im männlich dominierten Arbeitsklima immer wieder gegen Abwertungen und Genderstereotype durchsetzen, dazu kommen (zumindest erwartete) Schwierigkeiten bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie wegen fehlender Teilzeitmöglichkeiten.
Leitners Schluss aus den Befunden: Die Förderung von geschlechtsuntypischer Berufswahl muss nicht nur von jungen Frauen kommen, sondern stärker am Bildungssystem sowie in Wirtschaft und Unternehmen ansetzen.
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