Erste große Fluglinie gibt ihr Klimaziel auf

Erste große Fluglinie gibt ihr Klimaziel auf
Die Air New Zealand hat ihr Ziel zum Abbau von CO2-Emissionen aufgegeben. Es fehlen moderne Flugzeuge, auch klimaneutrales Kerosin gibt es nicht ausreichend.

Als erste größere Airline weltweit hat Air New Zealand ihr Ziel zum Abbau von CO2-Emissionen aufgegeben. Ursprünglich wollte die Fluglinie ihre Kohlenstoffintensität bis zum Jahr 2030 um 28,9 Prozent senken. Doch dieses Ziel kann nun nicht eingehalten werden, wurde in einer Aussendung am Dienstag bekanntgegeben.

Die Gründe: Es mangle an neuen, treibstoffsparenden Flugzeugen. Und auch klimaneutraler Kraftstoff, SAF (Sustainable Aviation Fuels) genannt, sei erst in geringer Menge und nur zu sehr hohen Preisen vorhanden.

Air New Zealand ist die erste große Fluggesellschaft, die ihre Klimaziele zurückzieht. Jedoch erklärte die Airline, sie sei weiterhin dem branchenweiten Ziel verpflichtet, bis 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Man arbeite an einem neuen, kurzfristigen Ziel. 

Den Grund für den Rückzug sieht die Fluglinie außerhalb ihres eigenen Einflusses: "Viele der notwendigen Hebel, um das Ziel zu erreichen, einschließlich der Verfügbarkeit neuer Flugzeuge, der Erschwinglichkeit und Verfügbarkeit alternativer Flugkraftstoffe und der globalen und nationalen regulatorischen und politischen Unterstützung, liegen außerhalb der direkten Kontrolle der Fluggesellschaft."

Boeing und Airbus mit Produktionsproblemen

Die Neuseeländer hatten als Teil ihrer CO2-Strategie Boeing 787-Dreamliner und Airbus A320neo-Flugzeuge bestellt, beide Flugzeugbauer kämpfen aktuell jedoch mit Produktionsproblemen. So bleiben bei Air New Zealand vorerst weiterhin Jets mit höherem Kerosinverbrauch im Einsatz. 

In den letzten Wochen sei klar geworden, dass Lieferverzögerungen das Ziel für 2030 gefährden könnten: "Es ist möglich, dass die Fluggesellschaft ihre bestehende Flotte länger als geplant behalten muss", so CEO Greg Foran.

Im Februar musste die Airline zudem einräumen, dass fünf ihrer "neuesten und effizientesten" A321neo-Flugzeuge aufgrund von Wartungsarbeiten an Triebwerken ein Problem, das Fluggesellschaften weltweit betrifft für die nächsten 18 Monate außer Betrieb sein werden.

Air New Zealand setzt, wie viele andere Fluggesellschaften, auf pflanzenbasierte nachhaltige Luftfahrtkraftstoffe (SAF). Aber die Produktion von SAF sei teuer und nur schwierig zu steigern. 

Lufthansa etwa kündigte letzten Monat an, dass sie eine Umweltgebühr auf ihre Tarife aufschlagen werde, um die Kosten neuer EU-Vorschriften zur Reduzierung von Emissionen zu decken angesichts von Warnungen der Fluggesellschaften, dass SAF-Vorgaben die Kosten in die Höhe treiben würden.

Air New Zealand sieht Klimaschutz weiter als Ziel

Im vergangenen Jahr bezeichnete die Airline ihre eigenen Klimaziele 28,9 Prozent weniger CO2 im Gegensatz zu 2019 als herausfordernd und ehrgeizig. Dieses Ziel ging auch deutlich weiter als eine 2023 von der globalen Luftfahrtindustrie getroffene Vereinbarung, die Kohlenstoffemissionen bis 2030 um fünf Prozent zu senken.

Air New Zealand begriff nach eigener Interpretation den Klimaschutz als bedeutenden Teil seiner Unternehmensbotschaft. So haben die Neuseeländer ein vollelektrisches Flugzeug mit fünf Sitzen bestellt. 2026 soll der Demonstrationsflug stattfinden.

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