Flüssiges Gold: Das Milliardengeschäft der Impfstoff-Hersteller

Flüssiges Gold: Das Milliardengeschäft der Impfstoff-Hersteller
Big Business Covid-19: Wird die Pandemie endemisch, winken den Pharmafirmen nachhaltige Profite. Wer dabei die Nase vorne hat

Vor einem Jahr noch Hoffnungsträger in weiter Ferne, sind die in Rekordzeit entwickelten Impfstoffe nun zentrale Waffen im Kampf gegen das Corona-Virus. Und ein Gewinn für die Menschheit. Für die Pharmabranche hat sich quasi über Nacht ein neuer Markt aufgetan, deren Größe noch gar nicht abgeschätzt werden kann.

Die Pandemie ist irgendwann überstanden, aber Ausrotten lässt sich das SARS-CoV-2-Virus wohl nicht mehr. Virologen rechnen damit, dass es sich ähnlich wie das Grippevirus zu einem wiederkehrenden, saisonalen Erreger entwickelt, also endemisch wird. Die Impfstoffe werden damit zum Dauerthema – und zum Milliardenmarkt für die Impfstoff-Hersteller.

Flüssiges Gold: Das Milliardengeschäft der Impfstoff-Hersteller

Das Big Business Covid-19 hat also gerade erst begonnen. Marktbeobachter der deutschen DZ Bank rechnen allein für das kommende Jahr mit 13 Milliarden produzierter Impfdosen der westlichen Hersteller, was einen Umsatz von 217 Mrd. Dollar (rund 178 Mrd. Euro) bedeuten würde. Damit wäre es das umsatzstärkste Medikament der Welt. „Noch nie waren Impfstoffe so begehrt. Sie sind das 'Gold unserer Zeit'“, heißt es in der Analyse. Das Umsatzpotenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft. Aus folgenden Gründen:

1. Kinder: Die Zulassung der ersten mRNA-Impfstoffe für Kinder erweitert den Empfängerkreis beträchtlich. Es werden noch mehr Impfstoffdosen benötigt als prognostiziert. Ein eigener Covid-Impfstoff für Tiere (Hunde, Katze, Nerze) – wie in Russland bereits zugelassen – könnte folgen.

2. Ärmere Länder: Nach der erwachsenen und jugendlichen Bevölkerung in den reichen Industrieländern ist erst die ärmere Bevölkerung in Asien, dem Nahen Osten, Afrika und Lateinamerika an der Reihe. Ein riesiger Markt. Bezüglich Verteilung und Finanzierung der Impfstoffe wird noch gerungen. Die Hersteller kündigten bereits an, ärmeren Ländern bestimmte Kontingente zum Selbstkostenpreis oder Sonderpreis anzubieten.

3. Auffrischungen: Wenn Covid-19 nicht verschwindet, werden jährliche Auffrischungs-Impfungen erforderlich sein, was wiederum jährliche Einnahmen garantiert. Unklar ist noch, wie sich das Auftreten diverser Covid-Mutanten auf die Auffrischungen auswirken wird.

Flüssiges Gold: Das Milliardengeschäft der Impfstoff-Hersteller

4. Kombi-Impfungen Die Hersteller, etwa das US-Unternehmen Novavax, forschen bereits an „Kombi-Impfungen“, die z. B. gegen Covid-19- und Grippe-Viren wirken sollen. Solche Kombi-Impfstoffe sind höherpreisig. Auch spezielle Impfsprays zur schmerzfreien Verabreichung dürften auf den Markt kommen und für Zusatzumsatz sorgen.

5. Kostenfreigabe Für die bisher quasi zu Selbstkosten abgegebenen Vektor-Impfstoffe entfällt der Kostendeckel, sobald die Weltgesundheitsorganisation WHO den Pandemiezustand für beendet erklärt. Wahrscheinlich ist, dass sie dies zunächst für bestimmte Regionen tut. Der Preis wird dann vom Markt bestimmt. „Die Corona-Impfstoffproduktion könnte aus Investorensicht vom Strohfeuer zum Dauerbrenner avancieren“, schätzt die DZ Bank.

Die frühen Vögel

Die Hersteller der bisher zugelassenen Impfstoffe haben ihren Startvorteil genutzt, wie ein Blick in die Quartalsbilanzen zeigt (siehe unten): Das als erstes zugelassene Covid-Vakzin Comirnaty von Biontech/Pfizer hat dabei klar die Nase vorn, gefolgt von Moderna, Astra Zeneca und Johnson&Johnson.

Die weiteren Impfstoff-Kandidaten, etwa jene von Curevac, Valneva oder Novavax, werden es mit Lieferverträgen schwerer haben. Curevac will seinen Impfstoff auch bei Novartis in Kundl/Tirol fertigen lassen, wo die Vorbereitungen laufen.

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Durch die vielen Pharma-Kooperationen gibt es über die Hersteller hinaus viele weitere Profiteure. So hat allein Astra Zeneca ein Liefernetzwerk mit mehr als 25 Produktionsbetrieben in 15 Ländern aufgebaut. Auch an der Produktion des Biontech-Impfstoffes wirken mehr als zehn Unternehmen mit, darunter die Firma Polymer in Niederösterreich.

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