Später verlautete von der Arbeitgeberseite: „Die Verhandlungsteams konzentrierten sich in diesem ersten Gespräch auf die Konkretisierung des Forderungspaktes sowie die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der Betriebe. Darüber hinaus wurde diskutiert, ob und welche kreative Lösungsansätze für den Kollektivvertrag denkbar wären.“
Ein tatsächliches Gegenangebot wurde in der ersten Runde von Beobachtern auch noch nicht erwartet, vielmehr ging es um das Ausloten von Stimmung und der Möglichkeiten für einen flexibleren Abschluss. Einmal mehr hielten die Arbeitgeber fest, dass sie eine volle Inflationsabgeltung für nicht finanzierbar halten.
So hat beispielsweise der langjährige Raiffeisen-Chefanalyst und jetzige Börsianer-Ökonom Peter Brezinschek vorgeschlagen, den Abschluss zu splitten. Die Hälfte sollte zur Abdeckung der vergangenen Inflation dienen, die zweite Hälfte sollte sich auf die – viel niedrigere – Inflationsprognose von Wifo und IHS für die kommenden Monate beziehen.
Dass während der Verhandlungen die Spielregeln geändert werden, gilt aber als höchst unwahrscheinlich. Was aber möglich erscheint, ist ein Abtausch von weniger Geld für mehr Freizeit. Das haben die Arbeitnehmer ins Spiel gebracht.
Im ersten Pandemiejahr 2020 wurden sich die Metaller-Sozialpartner angesichts der allgemeinen Krisenstimmung schon in der ersten Verhandlungsrunde handelseins. In diesem Jahr dürfte es mehrere Runden benötigen, liegen die Vorstellungen doch sehr weit auseinander. Das halten Experten wie Fiskalratspräsident und Ex-Wifo-Chef Christoph Badelt für ein „Dilemma“. Denn der Kampf der Gewerkschaft für einen vollen Inflationsausgleich sei verständlich, höhere Löhne seien wichtig für die Kaufkraft. Aber das Vorbild der Metaller sei nicht für alle Branchen finanzierbar, im Dienstleistungssektor – etwa im Handel, der ab dem 24. Oktober verhandelt – sei auch der Personalkosten-Anteil höher. Aber auch in der Industrie sei angesichts der Flaute eine weitere Kostensteigerung kontraproduktiv. „Sie werden hier keine ideale Lösung finden“, bedauerte Badelt bereits am Sonntag in der ORF-Sendung „Hohes Haus“.
Indes werden die Gewerkschaften GPA und vida für die 130.000 Beschäftigten in der privaten Sozialwirtschaft (Volkshilfe, Hilfswerk etc.) am Dienstag den Arbeitgebern ihre Forderungen übergeben. Der Frauenanteil in den Gesundheits- und Sozialberufen und die Teilzeitquote betrage rund 70 Prozent. „Nur durch eine Attraktivierung der Branche kann der massive Personalmangel bekämpft werden“, meint vida- Verhandlerin Michaela Guglberger. Die Arbeitgeber würden argumentieren, dass das Gehalt in den Sozialberufen bereits in Ordnung sei.
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