Fitnessstudios kämpfen mit sinkenden Mitgliederzahlen

Fitnessstudios kämpfen mit sinkenden Mitgliederzahlen
Rund ein Drittel weniger Mitglieder quer über die Branche. Forderung nach staatlichen Hilfen. Angekündigte Lockdowns verschärfen Problem.

„Die Lage verschlechtert sich dramatisch durch die Einschränkung, dass Ungeimpfte keinen Zutritt mehr haben.“ Christian Hörl, Sprecher der Fitnessstudios in der Wirtschaftskammer, macht gegenüber dem KURIER auf die Situation der Mitgliedsbetriebe in der Fitnessbranche aufmerksam. „Unzählige Anträge“ würden täglich in den Studios zur Kündigung oder Stilllegung der Abos eintreffen. „Die Branche bietet kostenlose Stilllegungen an, um ihre Kunden nicht zu verlieren“, sagt Hörl.
Die aktuellen Staatshilfen jedenfalls, die würden den Betrieben nicht helfen. Denn sie greifen erst bei einem 50-prozentigen Umsatzminus. „Bei einem solchen Ausfall in der Dienstleistung sind die Betriebe ohnehin schon tot. Dazu kommt, dass die Zahlungen ja erst mit Verzögerung ausbezahlt werden.“

Die Annahme, dass sich die Wirtschaft gut erholt hat stimme zwar, „aber für die Dienstleister kann es ganz anders aussehen. Und es sieht auch ganz anders aus.“ Seit 1. Juli, sagt Hörl, habe kein einziger Fitnessstudiobetrieb mehr staatliche Unterstützung erhalten. Auch Kurzarbeit habe man keine mehr in Anspruch genommen.

33 Prozent weniger Umsatz

Wie sehr die Betriebe in Zahlen betroffen sind? Aus Bilanzauswertungen sei zu erkennen, dass zwischen 2019 und 2020 im Schnitt der Umsatz der Betriebe um 33 Prozent gesunken ist. Der Umsatzrückgang sei in etwa deckungsgleich mit dem Rückgang in den Mitgliederzahlen, denn die Mitgliedsbeiträge würden ja zu über 90 Prozent den Umsatz der Fitnessstudios ausmachen. „2021 sind nochmal weitere Kunden weggebrochen. Im Sommer konnte man zwar ein paar wieder aufholen, aber durch die 2-G-Regelung fallen noch einmal 10 bis 15 Prozent der Kunden weg.“

Zur Frage, wie viele Betriebe bereits geschlossen haben, gibt es laut Hörl keine neueren Zahlen. Im Sommer hatte er gegenüber der APA erklärt, dass allein in Wien sich die Gewerbeanmeldungen um 13 Prozent verringert hätten. Dabei hätte es sich vor allem um Einzelclubs gehandelt, Ketten seien da nicht betroffen gewesen, so Hörl damals. Bundesweite Zahlen gab und gibt es bis dato nicht.

Schwaches Neukundengeschäft

Betroffen seien so gut wie alle Studios. Jene mit jüngerem Zielpublikum vor allem deswegen, weil es hier tendenziell mehr Ungeimpfte gebe. Auch wenn sich Ketten wie Fitinn im Sommer besser erholt hätten.

Verhältnismäßig gut hätten seine Mitglieder - zumindest in Wien - die 2-G-Regel angenommen, sagt Ernst Minar, Geschäftsführer Kette John Harris mit 12 Studios in Österreich, 8 davon in der Bundeshauptstadt. Das erklärt er vor allem mit dem speziellen Angebot, das John Harris bieten würde. "Die Leute sagen, sie fühlen sich relativ sicher dadurch, dass sie geimpft sind. Viele sind auch unsicher, was in den kommenden Wochen auf uns zukommt, und wollen so lange wie möglich trainieren. Sie wissen, wie wichtig das Training für sie ist, weil speziell die Älteren nach den bisherigen Lockdowns mit Rückenproblemen etc. zu kämpfen hatten", sagt er. In den Studios in Oberösterreich gäbe es aber sehr wohl viele, die zögerlich sind bzw. ihre Mitgliedschaft stilllegen ließen.

In seinen Studios gebe es insgesamt rund 30.000 Mitglieder, etwa zehn Prozent über alle Studios verteilt hätte man einbüßen müssen, so Minar. Und natürlich liefe das Neukundengeschäft schleppend. Er ist aber zuversichtlich, dass sich die Situation entspannt, sobald die Pandemie beendet ist - und diese zehn Prozent dann auch wieder aufgeholt werden können. Zumindest etwas positives kann er der Pandemie abgewinnen, was die Verteilung der Frequenzen in seinen Studios angeht: "Die Menschen kommen gleichmäßiger über den Tag verteilt." Die, die zeitlich dazu in der Lage sind, vermeiden klassische Stoßzeiten am Abend.

Massiver Rückgang

Das Neukundengeschäft sei „massiv zurückgegangen“, bestätigt auch Branchensprecher Hörl. Klassischerweise würden über den Winter Neukundinnen und -kunden aufgebaut, das sei heuer komplett ausgeblieben und auch jetzt eben nicht in Sicht. Auch in seiner Inbox hätte er zahlreiche Mails mit Storno- oder Stilllegungsersuchen der Kundinnen und Kunden (insgesamt zählt er 27.000 Mitglieder).

Termin im Finanzministerium

Mittwochabend gab es jedenfalls einen Termin im Finanzministerium, bei dem es um weitere Staatshilfen für die Branche ging. Was die Fitnessstudios wollen: Eine Mehrwertsteuersenkung auf 10 Prozent, einen 30-prozentigen Umsatzersatz. Und: Die Senkung der 50 Prozent-Schwelle für den Ausfallsbonus auf 30 Prozent. Das Gespräch sei ein gutes gewesen, so Hörl. Offenbar gebe es aber noch politische Uneinigkeit über weitere Hilfen für Unternehmen.

Durch die angekündigten Lockdowns in Salzburg und Oberösterreich ist die Situation seit heute zumindest dort natürlich noch einmal eine gänzlich andere. Hier werde es ohne Staatshilfen ohnehin gar nicht gehen, so Hörl.

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