Umgang mit Geld: Unterschiede zwischen Frauen und Männern schrumpfen

Umgang mit Geld: Unterschiede zwischen Frauen und Männern schrumpfen
Bildung ist der Schlüssel zur Affinität für Finanzen. Einmal mehr pocht der Bankenverband auf Finanzbildung als fixer Unterrichtsbestandteil nach der Volksschule.

Die finanziellen Sorgen der Menschen sind in der Corona-Pandemie gestiegen: 29 Prozent der Frauen haben mehr finanzielle Sorgen als vor der Pandemie, bei den Männern sind es 25 Prozent, heißt es in den Ergebnissen einer aktuellen Umfrage von Bankenverband und Bawag Group. Außerdem ist die Risikobereitschaft gesunken. 29 Prozent der Frauen sind weniger bereit, Geld mit höherem Risiko anzulegen, bei den Männern sind es 23 Prozent. Und: Jede vierte Frau und jeder dritte Mann hinterfragen Ausgaben stärker als vor der Corona-Krise.

Das ergab eine aktuelle Studie zum Thema "Frauen und Finanzen". Befragt wurden im Herbst 2021 vom Institut Marketmind im Auftrag von Bankenverband und Bawag Group gut 1.300 Menschen im Alter von 18 bis 65 Jahren. Das Thema Gender Diversity ist ein Arbeitsschwerpunkt des Bankenverbands für die Jahre 2021 und 2022.

Selbsteinschätzung

Interessant ist, dass es eine "starke Angleichung der Geschlechter" bei vielen Finanzthemen geben dürfte, wie auch Bankenverbands-Generalsekretär Gerald Resch bestätigt. Auch bei der Selbsteinschätzung, was den Umgang mit Geld angeht, sind Frauen und Männer annähernd gleichauf. 76 Prozent der Frauen und 75 Prozent der Männer denken von sich selbst, einen guten Umgang mit Geld zu haben. Ein Wert, der Resch überrascht. Aus seiner Erfahrung sei nämlich durchaus noch genug "Luft nach oben", was das Finanzwissen der Menschen betrifft.

Entscheidend für einen fundierten Umgang mit Finanzthemen sei jedenfalls nicht das Geschlecht, sondern der Bildungsgrad. Exakt die Hälfte - nämlich 50 Prozent - der befragten Frauen mit einem Abschluss an einer Universität oder FH treffen finanzielle Entscheidungen selbstständig, bei Frauen ohne Matura sind es 39 Prozent, bei jenen mit Matura 42 Prozent. "Mit dem Bildungsgrad wächst die Autonomie der Entscheidung", so Gerald Resch. "Da müssen wir ansetzen."

Gute Basis entscheidend

Und: "Wenn ich eine gute Basis habe, mich auskenne, dann habe ich Lust auf mehr", erklärt Resch den Effekt einer guten Finanzbildung. Werde die Finanzbildung schon früh fixer Bestandteil, dann halte die Lust an dem Thema auch an. "Der Umgang mit Geld korreliert mit der Bedeutung von Finanzwissen."

Deswegen, so die Forderung, müsse Finanzbildung bereits nach der Volksschule, also ab Start in die Mittelschule oder Gymnasium, fixer Bestandteil des Unterrichts sein. Nicht aber unbedingt als eigenes Unterrichtsfach, so Gerald Resch. Wichtig sei aber: Man sollte nicht erst zum ersten Mal mit Finanzthemen in Berührung kommen, wenn man den ersten Kredit abschließt.

Risikobereitschaft nimmt ab

55 Prozent der Frauen und 58 Prozent der Männer haben das Finanzwissen, das sie haben, selbst erarbeitet. Aktuell nehmen diejenigen, die sich mit Finanzen beschäftigten, den Großteil des Wissens übrigens aus der Internetrecherche, wie die Umfrage ergab.

Deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern gibt es, was den Blick in die Zukunft angeht, so die Ergebnisse der Umfrage. 47 Prozent der Frauen sehen die aktuelle finanzielle Situation optimistisch, nur 36 Prozent sehen so in ihre Zukunft. Bei den Männern sind es 55 Prozent bei der aktuellen finanziellen Situation und 45 Prozent bei der Zukunft.

Das liege auch, aber nicht nur an der Pandemie. "Wir sehen, dass durch die Pandemie getrieben die Risikobereitschaft ab- und die Sparquote zunimmt", sagt Bawag Group-Finanzvorstand Enver Sirucic.

Bildung wichtigster Schlüssel

Bildung jedenfalls "ist der Schlüssel zur finanziellen Eigenständigkeit von Frauen. Frauen sehen sich als  unabhängig und selbstbestimmt – und wollen das auch in der Pension sein", erklärt Valeska Grond-Szucsich, Senior Legal Expert beim Bankenverband und Projektverantwortliche.

Kommentare