Faserhersteller Lenzing streicht noch mehr Jobs

Faserhersteller Lenzing streicht noch mehr Jobs
"Der Markt wächst, aber die Preise sind eingebrochen", sagt Firmenchef Untersperger.

Seinen ganz speziellen "black friday" erlebte gestern Lenzing-Firmenchef Peter Untersperger: Er musste einen weiteren Jobbabbau und eine Verringerung der Investitionen ankündigen. Und das, obwohl das Unternehmen schon davor weltweit 600 Vollzeitstellen abgebaut hatte. Das reicht nicht. Jetzt müssen noch einmal bis zu 250 gehen, vor allem am Heimatstandort. Die Aktie gab zunächst vier Prozent nach, erholte sich dann aber gegen Abend wieder.

Weltmarktführer

Faserhersteller Lenzing streicht noch mehr Jobs
APA4982930-2 - 23082011 - WIEN - ÖSTERREICH: ZU APA-TEXT WI - Lenzing AG-Vorstandsvorsitzender Peter Untersperger am Dienstag, 23. August 2011, im Rahmen einer Pressekonferenz des oberösterreichischen Faserherstellers zum Thema "Ergebnis 1. Halbjahr" in Wien. APA-FOTO: HANS KLAUS TECHT
Das global aufgestellte oberösterreichische Unternehmen Lenzing ist Weltmarktführer bei der Herstellung industriell gefertigter Cellulosefasern. Diese Fasern werden dann zu Bekleidung, Bettwäsche, Wattepads oder Tampons weiterverarbeitet. Weitere Werke außerhalb Österreichs gibt es auch noch in China, Indonesien, USA, England und Tschechien.

Theoretisch geht es Lenzing gut, denn der Faser-Markt wächst auch heuer. "Das ist attraktiv", betont Untersperger im Gespräch mit dem KURIER. Doch der Preis für Viskose ist gefallen – um dramatische 40 Prozent in drei Jahren. "Ein Cent weniger kostet uns zehn Millionen Euro Umsatz", erzählt der Lenzing-Chef.

Der Preisverfall erklärt sich aus den Überkapazitäten von Baumwolle in China. Sogar der gesunkene Ölpreis schlägt sich nieder – und zwar auf den Polyesterpreis, was wiederum die Faserpreise unter Druck gebracht hat.

Weniger investieren

Geplante Großinvestitionen werden nun abgeblasen. Was wäre geplant gewesen? "Hätten wir die entsprechende Rendite, würden wir wahrscheinlich in Indonesien investieren", bedauert Untersperger. In den letzten Jahren wurde unter anderem eine brandneue Tencel-Anlage gebaut. 2012 wurden noch 350 Millionen Euro für Erweiterungen ausgegeben und auch heuer sollen es noch ca. 120 Millionen sein. Für die nächsten drei bis vier Jahre sind nur noch unter 100 Millionen geplant. Daher gebe es einen zu großen Personalstand beim Planungs- und Fertigungspersonal, sagt Untersperger: Zeichner, Planer, Elektriker, Dreher wird das betreffen. Nicht angetastet werden diesmal Produktion, Vertrieb, Verkauf sowie Verwaltung und Entwicklung.

Der Manager spricht von "konsequenter Kosteneinsparungsstrategie". Gab es auch Managementfehler? "Aus heutiger Sicht hätte man möglicherweise manches anders gemacht. Aber mit einem derartigen Preisverfall hat man nicht rechnen können", sagt er.

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