EZB senkt erneut die Zinsen: Warum das Kreditnehmer freut, Sparer aber weniger
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat am Donnerstag wie von so gut wie allen Analysten erwartet ihren Leitzins auf ihrer letzten Sitzung des Jahres angesichts der rückläufigen Wachstums- und Inflationsrisiken um 0,25 Prozentpunkte gesenkt. Der Einlagenzinssatz liegt damit nun bei 3,0 Prozent. Dieser Zins, den Banken für bei der EZB geparkte Gelder erhalten, ist für Sparer relevant. Banken orientieren sich daran und geben sinkende Einlagenzinsen in Form niedrigerer Tages- und Festgeldzinsen an ihre Kundschaft weiter.
Der Hauptrefinanzierungssatz, zu dem sich Geschäftsbanken Geld für eine Woche von der EZB leihen können, beträgt nun 3,15 Prozent (siehe Grafik). Mit ihrem Beschluss hält die Zentralbank an ihrem Ansatz der vorsichtigen kleinen Zinsschritte nach unten fest.
Europa unter Druck
Wie berichtet, erwarten Beobachter auch in den nächsten Monaten weitere Zinsschritte nach unten. Denn die Inflation hat sich abgeschwächt, während das Wachstum in vielen Euroländern nicht auf Touren kommt.
Hinzu könnten Handelskonflikte, vor allem mit den USA und ihrem neuen Präsidenten Donald Trump, die schwächelnde Konjunktur in Europa zusätzlich unter Druck setzen. Sinkende Zinsen helfen der Wirtschaft, sich dagegen zu wappnen. Allerdings führt ein Handelskrieg auch zu mehr Inflation, da Importwaren teurer werden könnten.
EZB-Chefin Christine Lagarde erwartet für 2025 jetzt mit einem Wachstum des Bruttoinlandsproduktes von 1,1 (bisher: 1,3) Prozent und mit einer Inflation von 2,4 Prozent (zuvor 2,5 Prozent). Der Zielwert liegt bei 2,0 Prozent.
Für Bankkunden sind der aktuelle Schritt sowie die weitere Aussichten zwiespältig. Zum einen dürfen sich Kunden, die neue Kredite abschließen wollen oder bereits über einen Vertrag mit variabler Verzinsung verfügen, freuen. Denn ihre Zinslast wird sich künftig verringern. Das kommt vor allem all jenen zugute, die unter den seit 2022 stark gestiegenen Zinsen gelitten haben und in einigen Fällen die Rückzahlungen ihrer Raten nur noch schwer oder gar nicht mehr stemmen konnten.
Diese Entwicklung hilft aber auch der Bauwirtschaft, die wieder auf mehr Aufträge sowohl von privaten als auch gewerblichen Immobilienkunden zu hoffen wagen darf. Auch das Auslaufen der strengeren Kreditvergaberichtlinien (KIM-Verordnung) Mitte 2025 sollte dazu beitragen.
Einlagen
Auf der anderen Seite bedeutet jede Zinssenkung auch weniger Geld für Erspartes. Aktuell gibt es laut Arbeiterkammer für täglich fällige Einlagen bis zu 2,8 Prozent (ausgenommen Neukundenaktionen), führend sind hier Onlineanbieter.
Während sich bei täglich fälligen Einlagen seit Beginn des aktuellen Zinssenkungszyklus noch relativ wenig bei der Verzinsung getan hat, ist es bei Guthaben mit Bindungsfristen anders. Zum Beispiel gibt es bei einer Bindung von einem Jahr Zinsen maximal 2,8 Prozent. Vor dem Sommer waren es noch bis zu 3,375 Prozent. Bei noch längeren Bindungsfristen gibt es zudem nicht mehr, sondern weniger Geld. Das hängt mit den noch zu erwartenden Zinssenkungen zusammen. Über bundesschatz. at gibt es übrigens für 12 Monate 2,4 Prozent, bei der Neuauflage im April waren es noch 3,0 Prozent. Unabhängig vom konkreten Produkt gilt aber für alle: Da die Inflation deutlich gesunken ist, bleibt für alle Sparer real mehr übrig.
Kommentare