Hintergrund ist: Die Inflation im Euroraum ist zu Jahresbeginn überraschend weiter gestiegen. Dienstleistungen und Waren kosteten im Jänner durchschnittlich um 5,1 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Experten hatten mit einer Beruhigung auf 4,4 Prozent - nach 5,0 Prozent im Dezember - gerechnet.
Speziell in Deutschland gibt es Kritik an der Politik der EZB. Nach ihren Prognosen wird sich die Inflation 2022 aber stabilisieren und dem mittelfristigen Ziel von 2 Prozent wieder annähern. Denn, der Preisanstieg habe vor allem mit Corona und seinen Folgen zu tun. Also die ganze Bandbreite von der Konjunkturerhiilung nach dem massiven Einbruch 2020 bis hin zur Lieferkettenproblematik und dem Fachkräfte- wie Materialmangel.
Zinsanhebungen in diesem Jahr seien daher sehr unwahrscheinlich, hatte Lagarde bis zuletzt regelmäßig betont. Viele Ökonomen sagen, es müsse dennoch gehandelt werden, weil sie nicht an eine Beruhigung der Inflation glauben - eher an das Gegenteil.
Haupttreiber der Inflation sind die stark gestiegenen Preise für Energie. Dafür mussten Konsumentinnen und Konsumenten im Jänner im Schnitt um 28,6 Prozent mehr bezahlen als vor Jahresfrist. Im Dezember lag die Teuerung bei 25,9 Prozent. Ohne Energie hätten die Verbraucherpreise im Jänner nur um 2,6 Prozent zugelegt.
Daher gibt es auch Stimmen unter deutschen Ökonomen wie jene von Peter Bofinger, die sagen, dass eigentlich nicht die EZB sondern die nationale Wirtschaftspolitik gefordert ist.
Analysten sehen es zumindest als denkbar an, dass die EZB angesichts der Inflationsentwicklung ihre Kommunikation ändert. "Investoren sollten sich auf das Risiko einer verbalen Kehrtwende der EZB einstellen", sagt Johannes Mayr, Chefvolkswirt beim Vermögensverwalter Eyb & Wallwitz.
Christoph Weil von der Commerzbank geht einen Schritt weiter: "Der Druck auf die Notenbank nimmt zu, schon 2022 aus der ultra-expansiven Geldpolitik auszusteigen."
Andrew Kenningham, Europa-Chefvolkswirt von Capital Economics, rechnet damit, dass die EZB ihre Wertpapierkäufe in diesem Jahr komplett einstellt und Anfang 2023, wenn nicht sogar früher, mit Zinserhöhungen beginnt.
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