EZB-Maßnahmen laut OeNB-Gouverneur alternativlos

Holzmann gibt die Agenden an Thomas Steiner ab
Robert Holzmann hofft auf eine "neue Gründerzeit" durch Digitalisierung und ökologischen Umbau.

Der von der Europäischen Notenbank EZB und ihrem US-Schwesterinstitut Fed eingeschlagene Weg mit Null-Zinsen und Anleihenkäufen war "ohne alternative", sagte OeNB-Gouverneur Robert Holzmann im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Die beiden Institute würden ihre Entscheidungen nicht nur mit umfangreichen empirischen Analysen treffen, auch mit einem guten Gespür für das richtige Timing.

Europas Finanzsystem stehe heute im Vergleich zur Situation der großen Finanzkrise 2008/09 auf sehr viel stabileren Beinen. "Wo wir hinterherhinken, ist im Bereich des Strukturwandels unserer Wirtschaft, obwohl hier die Pandemie sicher zur schnelleren Digitalisierung beiträgt", so Holzmann.

In einzelnen Regionen der Eurozone, etwa in Italien und anderen südeuropäischen Staaten, habe die Produktivität nicht die notwendige Entwicklung genommen. "Aber es gibt hier auch Hoffnung."

Diese schöpft Holzmann aus den Mitteln des EU-Wiederaufbaufonds, insbesondere weil es Vorgaben gibt, wie dieses Geld verwendet werden muss. "Mit Mario Draghi steht in Italien zudem jetzt ein ausgewiesener Finanzexperte und Ex-Präsident der EZB an der Regierungsspitze, das bietet Anlass für Zuversicht", so Holzmann.

Für Europas Wirtschaft wäre es wichtig, "eine neue Gründerzeit zu schaffen", dabei seien die Digitalisierung und die Notwendigkeit eines ökologischen Umbaus der Wirtschaft von zentraler Bedeutung. "Die zweite Möglichkeit, die wir als alternde Gesellschaften haben, ist, die Älteren länger im Arbeitsmarkt zu halten", plädiert Holzmann für ein höheres Pensionsalter. "Auch dies ist ein Weg, um zu einem höheren Gleichgewichtszinssatz zu gelangen und die öffentlichen Finanzen zu entlasten. Beides ist notwendig, liegt aber außerhalb der Zuständigkeit und Verantwortung der EZB."

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