"Europas Autobauer werden die Verlierer auf dem E-Automarkt sein"

Symbolbild: Tesla Super Charger
Das Aufsehen war groß, als das Handelsblatt vor Tagen berichtete, dass VW von seinen E-Autos, den ID-Modellen, in den ersten fünf Monaten 2023 97.000 Stück gebaut, aber nur 73.000 Stück verkauft hat.
„VW hat zwei Probleme, die ID-Modelle werden von den Kunden nicht so geliebt. Zweitens verliert die E-Mobilität ihren Schwung“, sagt Professor Ferdinand Dudenhöffer vom Center Automotive Research in Duisburg. „Man hat einen hohen Auftragsbestand, den baut man ab, aber die Neuaufträge erweisen sich als schwierig.“ Nachsatz: „Auch die nächsten Jahre werden schwer werden. Die europäischen Autobauer werden die großen Verlierer auf dem E-Automarkt sein.“ Indes trumpft der US-Autobauer Tesla auf und senkt die Preise.
Natrium-Ionen-Batterien
„Tesla hat das Ziel, bis 2030 20 Millionen Fahrzeuge zu verkaufen“, sagt Dudenhöffer. „Elon Musk macht es sehr aggressiv, er hat völlig neue Produktionsmethoden, seine Kosten sind deutlich niedriger und er kann jeden Preiskampf eingehen.“ Nachsatz: „Dazu kommen die dynamischen chinesischen E-Autobauer wie BYD, die die europäischen Autobauer in schwierige Fahrwasser bringen.“
Die chinesischen E-Autobauer würden enorm stark wachsen. „Die Chinesen haben die ganze Wertschöpfungskette im eigenen Haus, während sich die Europäer bei anderen umsehen müssen“, sagt der Experte. Das betrifft vor allem die Batterien, die oft zugekauft werden müssen. Außerdem setzt BYD auf neuartige Natrium-Ionen-Batterien, die billiger sind als gängige Lithium-Ionen-Akkus und hohe Ladegeschwindigkeiten haben.

Professor Ferdinand Dudenhöffer vom Center Automotive Research in Duisburg
Konkurrenz aus Korea
„Es kann sein, dass der schnelle Angriff der Chinesen die europäischen Autobauer auf dem falschen Fuß erwischt“, sagt Dudenhöffer. „Auch die Chinesen gehen mit Kampfpreisen vor, wir gehen davon aus, dass sich das noch verstärkt.“
Während die japanischen Autobauer deutlich hinter den Europäern liegen, weil sie sich mehr mit Brennstoffzellen beschäftigten, müssen die Europäer die Konkurrenz aus Korea (Kia, Hyundai) sehr ernst nehmen. Dudenhöffer: „Die Koreaner sind frühzeitig und stark in den E-Automarkt eingestiegen. Korea hat auch eine hohe Produktionskapazität für Batterien.“
Erste Batteriefabrik
Indes hat der Autobauer Stellantis (Alfa Romeo, Chrysler, Citroën, Dodge, DS, Fiat, Jeep, Lancia, Maserati, Opel, Peugeot, Ram) gemeinsam mit Mercedes und dem Energiekonzern Total Ende Mai 2023 eine erste Batteriefabrik eröffnet.
Ziel von Stellantis ist, bis 2030 weltweit mehr als 75 E-Modelle zu verkaufen und fünf Millionen E-Autos weltweit abzusetzen. Laut Stellantis gehören der Peugeot e-208 und der Fiat 500 Elektro zu den zu den zehn meistverkauften E-Autos in Europa.
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