Manches kommt in Europa schlicht gar nicht vor: Bor etwa wird zu 99 Prozent aus der Türkei geliefert, 99 Prozent des Magnesiums aus China.
Energiewende
Das Fatale ist: Ohne Platin und Paladium gibt es keine Katalysatoren, ohne Seltene Erden keine E-Motoren, ohne Fluorit keine Halbleiterindustrie – kurz: ohne Seltene Erden und strategisch wichtige Rohstoffe keine Energiewende und drohender Wohlstandsverlust. China verfügt zwar über riesige Vorkommen Seltener Erden, hat aber zusätzlich Milliarden in afrikanische Minen investiert, um sich Rohstoffe zu sichern. Die USA tun dies derzeit in Kanada. Und Europa?
Erst im März kam aus Brüssel schließlich ein Vorschlag, wie sich Europa künftig absichern soll. Im EU-Parlament wird diese Woche darüber diskutiert – und da zeigen sich bereits die großen Hürden: 10 Prozent des Verbrauchs an strategischen Rohstoffen in der EU soll künftig in der Union selbst abgebaut werden.
„Das wird eine große Herausforderung, unseren Bergbau aus dem Dornröschenschlaf zu wecken“, meint die deutsche EU-Abgeordnete Hildegard Bentele (EVP). In Zeiten, wo Minen geschlossen und strenge Umweltauflagen die neue Erschließung erschweren würden.
Massive Proteste in Portugal – und auch im Nicht-EU-Land – Serbien haben zuletzt etwa den Betrieb von Lithium-Minen verhindert.Die große Hoffnung: Strategische Partnerschaften mit Drittländern. Vier solcher Abkommen hat die EU bereits geschlossen – mit Kanada, der Ukraine, Kasachstan und zuletzt Namibia. So soll die Abhängigkeit von China oder der Türkei verringert werden. Aus keinem Land, so die Vorgabe Brüssels, sollen künftig mehr als 65 Prozent eines Rohstoffes kommen dürfen.
Doch wo immer die EU nun nach neuen Lieferanten sucht – China ist schon da. Was für Europa noch lange kein Stoppschild sein müsse, sagt Nicola Beer, liberale EU-Abgeordnete und Berichterstatterin zum Rohstoffgesetz im EU-Parlament.
„Wir dürfen nur nicht mit moralisch erhobenem Zeigefinger und einem Riesenstapel an Formularen daherkommen.“ Vielmehr müsse den Drittstaaten angeboten werden, die Rohstoffe auch im eigenen Land weiterzuverarbeiten, Europa könne das Know-how und die Technologie dazu liefern.
Und offen ist nach wie vor: Wer wird die gewaltigen Summen aufbringen? „Bergbau ist schließlich nicht unbedingt nachhaltige Finanzierung“, gibt Hildegard Bentele zu bedenken.
Forciert werden soll auch die Wiederverwertung: Derzeit wird nicht einmal ein Zehntel der Seltenen Erden und kritischen Rohstoffe in der EU recycelt.
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