EU versucht sich an Regeln für Künstliche Intelligenz

EU versucht sich an Regeln für  Künstliche Intelligenz
"Es wird weitere Gesetze brauchen", so Verhandlungsführer Dragos Tudorache.

Es sei nur der „erste Schritt auf einer langen Reise“: Das machten die Chefverhandler des EU-Parlaments deutlich, als sie am Mittwoch vor die Medien traten, um das klare „Ja“ beim Votum über das Gesetz für Künstliche Intelligenz zu verkünden.

Über mehr als ein Jahr mühsam und in oft nächtelangem Tauziehen ausverhandelt, soll die Verordnung den Einsatz von Künstlicher Intelligenz EU-weit verbindlich regeln. Bei einem Gebiet, das sich derart rasant entwickelt, werde man das ohnehin laufend nachschärfen müssen, erklärt Verhandlungsführer Dragos Tudorache: „Es wird weitere Gesetze brauchen.“

Heikle Fragen

Bis zuletzt waren zwei heikle Fragen im Mittelpunkt der Debatte gestanden: Wie garantiert man den Bürgern Schutz ihrer Daten und ihrer Privatsphäre angesichts einer Künstlichen Intelligenz, die sämtliche Lebens- und auch Arbeitsräume erobert? Und wie lässt man den neuen europäischen Unternehmen, die KI-Systeme entwickeln, ausreichend Freiheiten, um gegen die Konkurrenz aus China und den USA bestehen zu können? Vor allem das französische Unternehmen „Mistral“, in das der IT-Gigant Microsoft vor kurzem eingestiegen ist, fordert mehr Freiheiten, vor allem beim Sammeln und beim Verarbeiten von Daten.

Ähnlich wie „Chat GPT“, jene Künstliche Intelligenz, die vor einem Jahr weltweit für Aufsehen sorgte, können die KI-Systeme von Mistral Unmengen von Text- und Sprachdateien verarbeiten und ihre Schlüsse daraus ziehen. Je mehr Daten also in das System gefüttert werden, desto besser wird es trainiert.

Welche Daten, wofür?

Das neue EU-Gesetz verlangt von solchen KI-Systemen maximale Transparenz: Mit welchen Daten werden sie gefüttert und wofür werden sie verwendet? Das französischen Unternehmen hat zuletzt mehrfach vor allzu strengen Regeln gewarnt. Man sei in Europa ohnehin bei einer Aufholjagd gegenüber der Konkurrenz in Übersee und könne diese nicht mit bürokratischen Fußfesseln starten. Die EU-Behörden aber stufen Systeme wie jene von Mistral oder des deutschen Mitbewerbers „Aleph Alpha“ als Hochrisiko ein und wollen entsprechend genaue Kontrollen.

Ähnlich umstritten ist der Einsatz von KI zusammen mit Systemen zur Überwachung. Kameras wie sie in Städten wie London inzwischen flächendeckend installiert sind, können Menschen im gesamten öffentlichen Raum verfolgen. KI-gestützte Erkennung von Gesichtern könnte so nicht nur sämtliche Bewegungen der Bürger erfassen, sondern die auch mit deren momentaner Stimmung, deren persönlichen Kontakten und etwa deren Einkaufsverhalten verknüpfen. Solche Einsätze von KI will die EU aber nur in Ausnahmefällen, etwa bei der Jagd nach Kriminellen, und nur nach richterlicher Genehmigung zulassen. Die „Massenüberwachung“, die etwa EU-Abgeordnete der deutschen Linkspartei befürchten, werde es mit dem neuen Gesetz sicher nicht geben, erklären die Verhandler.

Allzu weit in die Zukunft der KI und ihrer Anwendungen, wollen sie nicht blicken, wie Tudorache deutlich macht: „Sicher ist, KI wird Auswirkungen auf alle Lebensbereiche haben, von der Kunst bis zur Kriegsführung.“

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