Die Musikbranche reagierte panisch, Plattformen wie Youtube und Spotify mussten den Song wieder löschen. Die Begründung? Es habe sich um eine schwere Verletzung des Urheberrechts gehandelt.
Aktuell tauchen immer mehr solcher Fake-Songs im Netz auf. Mit dem Boom des Chatbots ChatGPT sind zudem „Fotos“ von Szenen viral gegangen, die es so nie gegeben hat. Papst Franziskus in einer Balenciaga-Pufferjacke etwa.
Oder ein eindrucksvolles Doppelporträt zweier Frauen, für das ein Berliner Fotograf einen renommierten Preis erhalten sollte – er lehnte ab, schließlich hat er das Bild nicht selbst geschossen.
Und dass die KI authentisch Texte schreiben kann, ist den meisten schon länger bekannt. Zuletzt sorgte ein „Interview“ der deutschen Zeitschrift Aktuelle für Furore. Das Medium erweckte auf seiner Titelseite den Eindruck, mit dem einstigen Formel-1-Rennfahrer Michael Schumacher gesprochen zu haben. Der ist aber seit einem schweren Skiunfall 2013 aus der Öffentlichkeit verschwunden, das Interview war KI-generiert.
Die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Fiktion verschwimmen also durch Chat GPT und Co zunehmend. Noch nie war es so einfach, Musik, Bilder und Texte künstlich herzustellen. Das bringt einerseits viele neue Möglichkeiten: So wie auf die Stimmen von Drake und The Weeknd können Tech-Firmen die KI etwa auch auf die Stimmen toter Verwandter trainieren und so Trost spenden. Und der Mensch könnte sich mit Hilfe der KI in Zukunft viel Arbeit sparen.
Ruf nach Regulierungen
Die jüngsten Ereignisse zeigen jedoch, dass diese Chancen teilweise ausgenützt werden und mit Hilfe der KI auch Schaden angerichtet wird. Während die einen sich vom Computer begeistert ihre Hausübungen erstellen lassen und über lustige Fake-Fotos schmunzeln, rufen andere laut nach Regulierungen. Doch der sogenannte AI-Act der EU, der der Verwendung von Künstlicher Intelligenz einen rechtlichen Rahmen geben soll, ist zuletzt ins Stocken geraten. Denn manche Gesetzgeber halten den Act schon jetzt für überholt, wird er doch schon seit 2019 entwickelt.
Grundlagen von damals seien heute nicht mehr zeitgemäß, so die Kritik. Dabei wäre die EU auch mit einer etwas hinterherhinkenden Regulierung weltweiter Vorreiter. „In den USA gibt es ein paar Richtlinien. Aber die sind noch lange nicht so weit“, weiß Florian Prischl. Laut dem Rechtsexperten wäre der Act eine Basis, auf der man aufbauen könnte. ChatGPT, das gerade in aller Munde ist, käme darin aber kaum vor.
Eine Straftat - schon jetzt
So viele neue Gesetze, wie manche aktuell glauben, braucht es laut Prischl jedoch gar nicht: „Wenn jemand zum Beispiel irreführende Inhalte verbreitet, ist es egal, ob das mit Hilfe der KI passiert oder nicht.“ In vielen Fällen könne man auf bereits bestehende Richtlinien zurückgreifen. Im Fall der gefälschten Songs handle es sich etwa um einen Eingriff in Persönlichkeitsrechte.
Eine noch weitestgehend ungeklärte Frage sei hingegen: Wie heikel und riskant dürfen Entscheidungen sein, die die KI – etwa für ein Unternehmen – trifft? In den aktuellen Diskussionen sieht der Jurist vor allem eins: „Ein schönes Beispiel dafür, wie Hypes einen Rechtssetzungsprozess überholen können.“
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