420 Millionen Hektar Wald – ein Gebiet größer als die gesamte Europäische Union – ist in den vergangenen 30 Jahren weltweit verloren gegangen. Und die EU trägt ein gehöriges Maß an Schuld daran: Für das importierte Palmöl wurden Wälder in Südostasien gerodet. Für den gelieferten Kakao aus Cote d’Ivoire werden Urwälder abgeholzt. Für das benötigte Soja brennen Tausende Hektar Amazonaswälder.
Die EU ist mit dem Import von Produkten, für die Wälder vernichtet wurden, für rund ein Zehntel der globalen Waldzerstörung verantwortlich – gleich hinter China (24 %), noch vor den USA (7 %).
Damit soll nun Schluss sein. Die EU-Kommission in Brüssel präsentierte am Mittwoch einen Gesetzesvorschlag, der die Einfuhr von Waren verbietet, für deren Produktion Wälder zerstört wurden. Das betrifft den Import von Rindfleisch, Holz, Soja, Palmöl, Kaffee und Kakao, sowie weitere Folgeprodukte wie etwa Schokolade, Leder und Möbel.
Geht es nach den Vorstellungen der EU-Kommission, muss sich der Konsument künftig nicht mehr sorgen, ob sein Steak auf brandgerodetem Amazonasboden herangezüchtet würde.
„Derartige Produkte werden einfach nicht mehr in der EU ankommen“, gibt sich EU-Umweltkommissar Virginijus Sinkevicius optimistisch.
Schwierige Kontrollen
Denn alle Kontrollen werden bei den Lieferanten und Großhändlern liegen. Sie müssen überprüfen, ob die Ware aus kürzlich abgeholzten Gebieten stammt – bevor sie in die EU geliefert werden. Sollten dennoch Verstöße gemeldet werden, wird dies in den jeweiligen EU-Mitgliedsstaaten sanktioniert.
Gelten sollen die neuen Regeln zum Kampf gegen die Entwaldung schon jetzt: Auch wenn das Gesetz vermutlich erst in zwei Jahren wirksam werden dürfte, wird es, wie Sinkevicius versichert, „auf 31. Dezember 2020 rückdatiert“.
Für Kakaobohnen aus illegal brandgerodetem Boden, die heute in die EU eingeführt werden, müssen Händler also später mit Strafen rechnen.
Indem die EU mit diesem neuen Gesetz ihre gewaltige Marktmacht nutzt, will sie dem weltweiten Kahlschlag der Wälder entgegenwirken.
Doch Alexander Bernhuber, EU-Abgeordneter und Umweltweltsprecher der ÖVP-Delegation, äußert Bedenken, auch wenn er den Vorstoß Brüssels als „wirklich guten Ansatz“ lobt: „Die große Herausforderung werden die Kontrollen in den Herkunftsländern sein. Wie kann man sicherstellen, dass Soja nicht irgendwo in einer Halle lagert und dann ihr Ursprungsgebiet einfach umetikettiert wird?“
Oder: „Wenn Rinderhälften einmal in der Kühlhalle hängen, lässt sich nicht mehr unterscheiden, wo die Kühe einst geweidet haben.“
Mit freiwilliger Kontrolle sei es nicht mehr getan, meint auch Thomas Waitz. Der steirische EU-Abgeordnete der Grünen und Co-Vorsitzender der Europäischen Grünen Partei mahnt: „Auch in Österreich gibt es immer noch zunehmend Kahlschlagbewirtschaftung mit Großerntemaschinen und die Vorliebe zu (Fichten-) Monokulturen. Aufgrund der schweren Biodiversitätsfolgen und negativen Auswirkungen auf das Klima ist der Handlungsbedarf groß.“
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