Klimakonferenz mit ersten Erfolgen: Weniger Methan, mehr Wald
Während der Klimakonferenzen wird traditionell täglich der „Fossil des Tages“-Preis von Klimaaktivisten verliehen. Der erste Preisträger ist Großbritannien – für das „Chaos beim Zugang“ zur Weltklimakonferenz. Teils stundenlang mussten selbst Delegierte auf Einlass warten, Aktivisten aus aller Welt wurden gebeten, der Konferenz online zu folgen. Platz zwei ging übrigens an Australien, das nicht nur seine Klimaziele verfehlt, sondern dazu soeben drei neue Kohlekraftprojekte genehmigt hat.
CO2-Senke Wald
Es gibt aber auch erste Durchbrüche in Glasgow. Mehr als 100 Staats- und Regierungschefs haben sich dazu bekannt, bis 2030 die Entwaldung zu beenden. Dazu sollen 19 Milliarden Dollar an öffentlichen und privaten Geldern in die Hand genommen werden. Zu den Unterstützern gehören auch Österreich, Deutschland und die Schweiz, aber auch Brasilien, Indonesien und die Demokratische Republik Kongo. Die beteiligten Staaten umfassen zusammen mehr als 85 Prozent der weltweiten Wälder.
Die Dringlichkeit ist groß, nach Daten des World Ressources Institute schrumpften die Wälder 2020 um 258.000 Quadratkilometer, eine Fläche größer als Großbritannien. Die Aufforstung der Wälder ist bisher die beste Möglichkeit, das Treibhausgas CO2 aus der Atmosphäre zu holen und zu binden.
Eine weitere gute Nachricht betrifft das potente Treibhausgas Methan: Fast 90 Länder haben sich nach US-Angaben einer Initiative der USA und der Europäischen Union zur Reduzierung von Methan-Emissionen angeschlossen. Von Menschen verursachtes Methan kommt vor allem aus der Tierhaltung, außerdem aus dem Steinkohlebergbau und von Abfalldeponien. Methan wird zwar in einem geringeren Ausmaß emittiert, doch ist es als Treibhausgas etwa 25 Mal so wirksam wie Kohlendioxid.
Das erstmals im September vorgestellte Vorhaben zur Methan-Begrenzung sieht vor, den Ausstoß des Treibhausgases bis 2030 um 30 Prozent im Vergleich zum Niveau von 2020 zu senken.
Allerdings machen noch nicht alle Staaten mit: Zu den neuen Unterzeichnern zählt auch Brasilien, einer der fünf größten Methan-Emittenten der Welt. China, Russland und Indien, die ebenfalls zu den fünf größten Methan-Emittenten gehören, sind zur Stunde aber nicht dabei.
Billiger Ökostrom
Klimakrise. Auch am Dienstag wurde den Staats- und Regierungschefs die Möglichkeit gegeben, im Plenum zu sprechen. Jene Staatschefs, deren Länder zu den vom Klimawandel am schlimmsten betroffenen gehören, hielten sich am Dienstag nicht mehr mit Höflichkeiten auf.
Wie wütend diese Völker teilweise sind, zeigte sich bei der Rede des Präsidenten des kleinen pazifischen Inselreiches Palau, Surangel Whipps: „Wir sehen die sengende Sonne, die uns eine Hitze bringt, die nicht mehr auszuhalten ist. Das immer wärmer werdende Meer kommt von allen Seiten. Die Stürme werden immer stärker. Unsere Ressourcen verschwinden vor unseren Augen, unsere Zukunft wird uns gestohlen. Ehrlich gesagt, hat ein langsamer Tod keine Würde. Da könnt ihr unsere Inseln gleich bombardieren, anstatt uns weiter leiden zu lassen. Regierungschefs der G20, wir ertrinken, und ihr habt die Rettungsringe. Ihr müsst jetzt handeln“, rief er den Delegierten zu. Palau ist Teil der „AOSIS“, der Allianz kleiner Inselstaaten, die derzeit 39 Mitglieder hat.
Der wichtigste Staatenblock bei Klimaverhandlungen ist von Anfang an die EU. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat in Glasgow die Weltgemeinschaft dazu aufgerufen, die Erderwärmung unverzüglich mit allen Mitteln zu bekämpfen. „Das ist unsere Chance, Geschichte zu schreiben. Mehr noch: Es ist unsere Pflicht, zu handeln“, sagte sie. „Uns läuft die Zeit davon.“ Sie forderte unter anderem, schon bis 2030 starke Zusagen zu machen, Treibhausgasemissionen zu reduzieren.
Die EU spricht aber längst nicht mehr mit einer Stimme. Der tschechische Premier Andrej Babiš nutzte seine Rede für einen Rundumschlag – auch gegen von der Leyen: „Der Green Deal der EU ist vor allem eine Ideologie und bringt ungeheure soziale, wirtschaftliche, politische und geopolitische Kosten, die nur Spannungen in der Gesellschaft erhöhen und Platz schaffen für Radikalisierung.“ Brüssel würde etwa die neuen Gaspipelines aus Russland behindern, statt sofort langfristige Verträge auszuhandeln.
Vorgestellt wurde am Dienstag außerdem eine neue Initiative: Bis 2030 wollen mehr als vierzig Staaten, darunter die USA, China wie auch die EU, die zusammen mehr als zwei Drittel der Weltwirtschaft ausmachen, einen Plan verwirklichen, mit dem grüne Technologien billiger als fossile gemacht werden sollen. Das betrifft nicht nur die Stromproduktion, sondern soll bis 2030 auch eine günstige E-Mobilität, grünen Stahl, grüne Wasserstoffproduktion und eine nachhaltige Landwirtschaft ermöglichen.
Grüne Pensionsfonds
Für Aufsehen hat außerdem eine Ankündigung der Climate Investment Coalition (CIC) gesorgt: Die nordischen Pensionsfonds aus Schweden, Norwegen, Finnland, Dänemark, Island, den Färöern und Großbritannien wollen bis 2030 insgesamt 112 Milliarden Euro in grüne Technologien wie Ökostromprojekte investieren. Auch Grönland hat Interesse bekundet.
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