Geld aus Brüssel für E-Autos? Wie die EU den Weg aus der Autokrise finden will
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Noch sind es nur Phrasen, die aus der Brüsseler EU-Zentrale nach außen dringen. Es sei ein „entscheidender Moment“ für Europas Autoindustrie und man werde „rasch handeln“, um einen „stabilen und nachhaltigen Automobilsektor“ zu sichern, teilte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen mit. Hinter verschlossenen Türen aber kamen Autobauer. Zulieferer und Gewerkschafter an diesem Donnerstag zur Sache. Auf dem Tisch liegen die dramatischen Fakten zur Krise der europäischen Autoindustrie, aber auch die möglichen Antworten darauf – doch die sind widersprüchlich. Wo steuert die EU hin, mit dem „Strategischen Dialog“ zur Zukunft der Autoindustrie? Ein KURIER-Überblick.
Wie schwer ist die Krise?Europas Autoindustrie, die rund 18 Millionen Menschen beschäftigt, produziert zwei Millionen Autos weniger als vor der Corona-Pandemie. Vor allem bei Elektroautos ist der ohnehin schwache Absatz eingebrochen. Auch in China, dem größten Absatzmarkt für die deutsche Autoindustrie, gehen die Verkaufszahlen dramatisch zurück. Bisher schreiben Europas Autobauer noch Gewinne, aber die Aussichten sind düster.
Was sind die Folgen?Die ersten Autofabriken in Europa haben bereits zugesperrt, etwa das Audi-Werk in Brüssel mit 3.000 Beschäftigten. VW plant den Abbau von 35.000 Stellen. Ähnliches wird von italienischen und französischen Autobauern erwartet.
Was ist die EU-Strategie?Die EU hat auf ihrem geplanten Weg zur Klimaneutralität 2050 einige Pflöcke eingeschlagen. Ab 2035 sollen keine Autos mit Verbrennungsmotor mehr produziert werden, außer wenn sie klimaneutrale E-Fuels verbrennen, also Treibstoffe, die aus Wasserstoff hergestellt werden. Schon ab 2025 muss die Autoindustrie Strafzahlungen leisten, wenn ihre Fahrzeugflotte – also der Durchschnitt aller verkauften Fahrzeuge – die Obergrenzen für Kohlendioxid-Ausstoß überschreitet. Die Autohersteller sprechen von zweistelligen Milliardenbeträgen, die aber von Experten bezweifelt werden. Dazu kommt der von jetzt an steigende Spritpreis durch Kohlendioxid-Steuern, die jährlich EU-weit angehoben werden.
Aus vom Verbrenner-Aus?Die europäische Volkspartei EVP, also die stärkste Fraktion im EU-Parlament, die auch die meisten EU-Regierungschefs stellt, fordert, die drohenden Strafzahlungen für die Autobauer auszusetzen und die Obergrenzen anzuheben. Außerdem soll das Aus für Verbrennungsmotoren ab 2035 fallen. Diese Forderungen werden auch von den Rechtsaußen-Parteien im EU-Parlament unterstützt.
E-Auto-Förderung neu?Europas Sozialdemokraten und Grüne wollen am Verbrenner-Aus für 2035 festhalten. Die Zukunft gehöre ohnehin der Elektromobilität und die Industrie brauche klare Vorgaben. Die Kohlendioxid-Obergrenzen sollen bleiben, aber flexibler werden. Was die Autobauer in einem Jahr nicht schaffen, sollen sie im nächsten Jahr aufholen. Um den E-Auto-Absatz zu steigern soll es EU-weite Förderungen für europäische Autos geben. Allerdings bezweifeln viele Sozialdemokraten, dass die EU das finanzieren kann und plädieren dafür, dass die EU nationale Förderungen koordiniert.
Wie geht es weiter?Die EU-Kommission will am 5. März einen „Aktionsplan für die Autoindustrie“ präsentieren, darin sollen bereits erste Maßnahmen enthalten sein. Die EVP fordert einen konkreten Plan innerhalb von 100 Tagen.
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