Espresso-Minimalismus aus der Schweiz startet in Österreich
Mit minimalistisch gehaltenen Espressomaschinen mischt der Schweizer Hersteller die Branche auf. Ab dieser Woche sind die Geräte auch hierzulande erhältlich
Die Schweiz ist nicht zwingend für Kaffee bekannt. Von Kennern wird sie aber seit einiger Zeit mit Kaffeemaschinen in Zusammenhang gebracht. Der Grund ist eine aus einem Crowdfunding-Projekt hervorgegangene Espressomaschine: Die Zuriga.
„Zwei Dinge müssen bei einer Espressomaschine stimmen“, sagt Moritz Güttinger, der die Siebträgermaschine 2015 gemeinsam mit dem Ingenieur Ivo Engeler und einem Designbüro entwickelte: „Druck und Temperatur.“
Durch ein innovatives Boiler-System schafft es die Zuriga, in 2 Minuten auf die für Espresso ideale Brühtemperatur von 93 Grad aufzuheizen. Die minimalistisch gehaltenen Geräte verfügen über lediglich 2 Tasten. Eine zum Ein- und Ausschalten, die andere zum „Bezug“ des Kaffees. Druck (konstant 9 Bar) und Temperatur können nicht verändert werden. Bei Kaffee werde oft absichtlich viel kompliziert gemacht, sagt Güttinger „Wir haben bewusst auf Komponenten verzichtet, um eine robuste und langlebige Maschine zu bauen.“
Begonnen hat die Geschichte von Zuriga 2016 mit einer Crowdfunding-Aktion im Internet. Das Schöne an der Schwarmfinanzierung sei, dass man mit relativ geringem Risiko einen ersten echten Markttest machen könne, sagt Güttinger. Bei der Zuriga hat er funktioniert. „Wir hatten schon nach wenigen Wochen 500 Bestellungen. Da haben wir gemerkt, es könnte klappen.“ Der Gründer, der Umweltingenieur gelernt und im Energiehandel gearbeitet hat, gab seinen Job auf und konzentrierte sich auf den Aufbau des Unternehmens.
Acht Jahre später stehen Geräte der Marke Zuriga in mehr als 10.000 Haushalten in der Schweiz und Deutschland. Verkauft werden die Maschinen nur online - ab Dienstag können sie auch in Österreich bestellt werden - und in den beiden Läden des Unternehmens in Zürich und München. Über Zwischenhändler sind sie nicht erhältlich, obwohl es durchaus Anfragen gab. „Umsatzmäßig geben wir damit sicher etwas her“, meint Güttinger. Den direkten Kontakt zu den Kunden wolle man aber nicht verlieren.
Viele Käufer würden die Geräte, die ab 1460 Euro erhältlich sind, als Investition betrachten: „Sie überlegen sich das sehr lange. Neben dem ursprünglichen Modell hat das Unternehmen mittlerweile auch eine um ein Dampfmodul zum Milchsschäumen erweitertes Gerät sowie eine Kaffeemühle im Portfolio.
Handarbeit
Gefertigt werden die Siebträgermaschinen per Hand in einer Manufaktur in Zürich, in der auch die Design- und Entwicklungsabteilung sitzt. Produziert werden die Geräte erst, wenn die Bestellung eingegangen ist. Dabei wird auch auf die Reparierbarkeit geachtet. Die Teile sind schraub- oder steckbar, nicht geklebt. Bezogen werden sie zum Großteil von regionalen Produzenten. 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt Zuriga mittlerweile. Viele davon arbeiten Teilzeit.
150 Liter Kaffee pro Kopf werden in Österreich jährlich getrunken. Rund ein Drittel davon entfällt auf Espresso.
Statt mit Kapsel- oder Padmaschinen wird Espresso laut einer Untersuchung des Herstellers J. Hornig mit Siebträgermaschinen zubereitet.
Zuriga ausprobieren
Am Samstag, den 3. Feber, können Zuriga-Maschinen im Wiener Designshop APA-TO (1060, Hofmühlgasse 25) von 14.00 bis 17.00 Uhr ausprobiert werden.
Aus eigener Kraft
Zuletzt erwirtschaftete das Unternehmen einen Jahresumsatz von 7 Mio. Schweizer Franken (rund 7,5 Mio. Euro). Die Expansion - im Visier sind auch Dänemark und Großbritannien - will man Schritt für Schritt vorantreiben. Investition werden aus dem Cashflow finanziert, von Kapitalgebern ist man nicht abhängig. „Wir hatten immer eine größere Nachfrage als wir produzieren können“, erzählt Güttinger: „Unsere Kunden waren unsere Investoren.“
Auch Pläne für die Erweiterung der Modellpalette gibt es. Mit einem größeren Modell will man auch in Büros und Cafés Einzug halten. Wegen des, mit einem Volumen von 700 Milliliter, relative kleinen Tanks gehe das nur bedingt. Ob auch in Wien ein Zuriga-Store eröffnet wird, lässt Güttinger offen. „Wir schauen uns erst einmal an, ob wir nach Wien passen. Lust hätten wir schon.“
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