Erste-Vorstand muss Boni teils zurückzahlen

Erste-Vorstand muss Boni teils zurückzahlen
Für 2010 gibt es um 35 Prozent weniger "Belohnung". Im dritten Quartal betrug das Minus der Bank 1,5 Milliarden Euro.

Andreas Treichl ist mit einem Schlag um rund 450.000 Euro ärmer. Um diese Summe wurde sein Bonus für das Vorjahr von insgesamt knapp 1,3 Millionen Euro gekappt. Grund ist die Abwertung des Geschäfts mit Kreditversicherungen (Credit Default Swaps, CDS) nicht nur für das laufende Geschäftsjahr, sondern auch im Nachhinein für 2010. Das führt bei der Erste Group zu einer Reduktion des Nettogewinns im Vorjahr um 13 Prozent auf 988 Millionen Euro und in Folge auch der Vorstandsboni. In Summe beträgt die Bonus-Reduktion 1,9 Millionen Euro. "Die Vorstände haben die Gelder bereits zum Teil zurückgezahlt", sagt Erste-Sprecher Michael Mauritz.

Freilich: Am Hungertuch muss Treichl nicht nagen. In Summe kassierte der bestverdienende Banker des Landes im Vorjahr 2,8 Millionen Euro brutto. Ein Jahr zuvor waren es 1,48 Millionen, 2008 3,3 Millionen Euro. 2007 kam er sogar auf 4,42 Millionen Euro.

Wilhelm Rasinger vom Interessenverband für Kleinanleger nimmt "mit Zufriedenheit zur Kenntnis, dass Klarheit geschaffen wurde". Wenn die rechtliche Grundlage nicht mehr gegeben sei, sei die Rückzahlung "nur recht und billig". Zudem erspare die Rückzahlung eine längere Diskussion im Aufsichtsrat, dem er angehört.

Die Neubewertung der CDS ist auch mit ein Grund für die verhagelte Bilanz im dritten Quartal. Das Minus macht 1,5 Milliarden Euro aus. Ein Verlust war erwartet worden, hat die Erste Group doch überraschend Anfang Oktober eine Neubewertung des Gesamtgeschäfts vorgenommen und einen Jahresverlust von bis zu 800 Millionen Euro angekündigt. Dass Treichl kurz zuvor in einem Interview von einem "Festhalten an der Gewinnprognose" gesprochen habe, wies Treichl am Freitag auf einer Analystenkonferrenz in London erneut zurück. Er habe lediglich ein robustes Betriebsergebnis vorhergesagt. Dieses sei mit 2,6 Milliarden Euro (minus zehn Prozent) auch gegeben.

Kernkapital

Auch die Erste Group als systemrelevante Bank ist gezwungen, bis Mitte nächsten Jahres ihr hartes Kernkapital auf eine Quote von derzeit 8,8 auf neun Prozent zu heben. Treichl schätzt den Kapitalbedarf auf 750 Millionen Euro. Diesen will er durch die Reduktion von Risikoposten und den Ausfall der Dividende schaffen. Eine weitere Option wäre, den Haftungsverbund mit den Sparkassen zwar beizubehalten, die Sparkassen aber nicht mehr in die Bilanz aufzunehmen. Weil damit unterlegungspflichtige risikogewichtete Posten wegfielen, wären damit schon 0,4 Prozentpunkte beim Kapital gewonnen. "Rein von der Ertragsseite her wäre es möglich, es zu schaffen, aber schwierig", sieht auch Stefan Maxian, Bankenanalyst bei der RCB, weitere notwendige Schritte. Einschränkungen bei der Kreditvergabe erwartet er nicht.

Eine weitere Kapitalspritze seitens der Republik wäre natürlich auch eine Möglichkeit. Das möchte Treichl aber "auf jeden Fall vermeiden". Die für heuer anfallenden Zinsen von 90 Millionen Euro auf das Partizipationskapital von 1,2 Milliarden Euro will er aber weiterhin zahlen. Ob die Erste erwäge, den Kapitalmarkt anzuzapfen, ließ Treichl offen. "Wir wollen so viel Kapital haben, dass wir sicher durch die Krise segeln, aber wir wollen keine Polster aufbauen, die nicht notwendig sind", sagte er. Keine rasche Erholung der Lage erwartet der Banker in Ungarn. Nach den ersten neun Monaten verbuchte die dortige Tochter ein Minus von 532 Millionen Euro.

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