Erste Group prüft Übernahmen und ist optimistisch für 2021
VonAnita KieferBernd Spalt, Vorstandsvorsitzender von Österreichs größter Bank, zeigte sich gestern mit dem Geschäftsverlauf seiner börsenotierten Erste Group im Jahr 2020 zufrieden. Das Betriebsergebnis ging um 1,3 Prozent leicht auf 2,9 Milliarden Euro zurück, das Nettoergebnis sackte um 46,7 Prozent auf 783 Millionen Euro ein – was in erster Linie den hohen Risikovorsorgen geschuldet ist. Lagen diese 2019 noch bei 39 Millionen Euro, waren es für 2020 1,3 Milliarden Euro. Die harte Kernkapitalquote stieg von 13,7 auf 14,2 Prozent.
DividendenvorschlagDer Hauptversammlung werde man – entsprechend der Empfehlung der EZB – eine Dividende von 50 Cent vorschlagen. Zusätzlich habe man Vorsorge getroffen, zusätzlich später einen Euro pro Aktie ausschütten zu können, falls die EZB ihre Empfehlungen aufhebe. Dass man „trotz des krisenhaften Umfelds“ in der Lage sei, ein „stabiles Betriebsergebnis zu präsentieren“, sei im „Lauf des Jahres 2020 alles andere als sicher“ gewesen, so Finanzvorstand Stefan Dörfler.
Stundungsvolumen geht zurück
An Krediten sind aktiv bei der Erste Group mit Stichtag 31. Jänner 2021 rund 2,3 Milliarden Euro gestundet. Per 31. Dezember 2020 waren es rund 2,5 Milliarden Euro – die aktiven Moratorien sinken also. Der Anteil an notleidenden Krediten (NPL) lag 2020 bei 2,7 Prozent nach 2,5 Prozent und wird sich 2021 wohl weiter auf drei bis vier Prozent verschlechtern, so Spalts Einschätzung. Wie hoch die Risikokosten für seine Bank heuer nach den 1,3 Milliarden Euro im Vorjahr sein werden, ließe sich nur schwer abschätzen und hänge am Verlauf der Gesundheitskrise.
Für 2021 zeigte sich Spalt optimistisch. Das Jahr werde das des wirtschaftlichen „Rebounds einer ganzen Region“ sein. Sobald die Impfstoffe gut verabreicht sind, werde das Bedürfnis der Menschen zu konsumieren, zu reisen und Menschen zu treffen „groß sein“.
Nachzieheffekte, keine Insolvenzwelle
Er rechnet nicht mit einer Insolvenzwelle für das Jahr 2021. „Nachzieheffekte“ werde es natürlich geben, auch, weil bedingt durch die Pandemie sich Geschäftsmodelle ändern würden. Vor einigen Wochen war Spalt gegenüber dem ORF von einem Anstieg der Insolvenzrate in Höhe von 15 bis 20 Prozent ausgegangen. Für seine Bank werde es ein „deutlich besseres Gewinnergebnis“ als 2021 geben. Auf eine Höhe wollte sich Spalt nicht festlegen.
ÜbernahmenSpalt rechnet außerdem im Bankenbereich mit einer weiteren Konsolidierung – und erklärte, dass man sich in allen Märkten Möglichkeiten für Akquisitionen ansehe. „Auch in Österreich.“ Details werde man kommunizieren, sobald eine Übernahme fix ist. Es werde „nichts Großes, Transformatorisches“ sein, aber „interessante Möglichkeiten, die wir prüfen“. Wenn es möglich sei, werde die Erste Group „zusätzliche Akquisitionen“ anstreben.
Die Kernmärkte der Erste Group sind neben Österreich Tschechien, die Slowakei, Ungarn, Kroatien, Rumänien und Serbien.
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