Elektroschrott: China-Shops pfeifen auf Entsorgung

Elektroschrott
ERA-Chef Thomas Maier über Probleme beim Recyclen, säumige Online-Händler aus Fernost und warum Fahrzeug-Akkus in den nächsten Jahren deutlich teurer werden könnten.

Dass Elektrogeräte im Restmüll oder gemeinsam mit dem Haushaltsschrott entsorgt wurden, ist gerade einmal 20 Jahre her. Erst 2005 sorgte die Elektroaltgeräte-Verordnung dafür, dass sie getrennt gesammelt und effizient recycelt werden können. Genauso alt ist die ERA, die auf Elektrorecycling spezialisierte Tochter der Altstoff Recycling Austria (ARA). 604.000 Tonnen Elektroaltgeräte habe man seit dem Inkrafttreten der Verordnung gesammelt, erzählt ERA-Chef Thomas Maier im Gespräch mit dem KURIER.

Seit 2009 werden auch Batterien getrennt gesammelt. Mit der kommende Woche in Kraft tretenden EU-Batterienverordnung kommen Rücknahmepflichten für neue Batteriekategorien, konkret für leichte Verkehrsmittel und E-Fahrzeuge, dazu. Damit sei sichergestellt, dass für jede Batterie jemand zuständig ist, sagt Maier. Das Recyceln werde die Akkupreise in den nächsten Jahren steigen lassen, so der ERA-Chef. 

Denn noch fallen die Akkus für E-Fahrzeuge oder beim Recycling wegen ihrer langen Lebensdauer nicht stark ins Gewicht. In 10 bis 15 Jahren, wenn die Lebensdauer der Produkte zu Ende gehe und die Rücklaufraten steigen, werde sich das aber ändern, sagt Maier. Dann werde sich das Recyceln auch im Preis der Akkus bemerkbar machen.

Denn das Sammeln und Weiterverwerten solcher größerer Batterien sei deutlich teurer als etwa das eines Kühlschranks, für den rund zehn Euro anfallen. Weil das System nach dem Umlageprinzip funktioniert - d.h. mit dem was jetzt in Verkehr kommt, wird die Entsorgung und das Recycling dessen, was jetzt zurückkommt finanziert-  "werden logischerweise die Beiträge der Hersteller steigen müssen", sagt der ERA-Chef. 

Im Gegensatz zu Elektrogeräten werden Lithiumbatterien nicht in Österreich, sondern im benachbarten Deutschland, in Frankreich oder Italien weiterverarbeitet. Denn eine eigene Anlage rentiert sich für die hierzulande gesammelten Mengen, es sind lediglich 400 Tonnen, nicht. "Damit lässt sich wirtschaftlich noch keine Anlage betreiben", sagt Maier. 

Elektroschrott: China-Shops pfeifen auf Entsorgung

ERA-Chef Thomas Maier.

Bürokratie schreckt Händler aus Fernost ab

Kaum Beiträge erhält die ERA, aber auch andere Sammelsysteme, von Händlern, die auf Online-Marktplätzen aus Fernost wie Aliexpress oder Temu Elektrogeräte oder Akkus direkt an Kunden verkaufen. 

Die wären nach der Elektroaltgeräteverordnung zwar dazu verpflichtet, in Österreich einen bevollmächtigten Vertreter zu ernennen und sich bei einer Entsorgungsgesellschaft zu registrieren. Weil der bürokratische Aufwand dafür hoch und auch die Beglaubigung eines Notars erforderlich sei, tue sich das kaum jemand an, sagt Maier. Österreich sei mittlerweile das einzige Land in der EU, in dem es ein solches aufwendiges Verfahren gebe.

Nur ein paar Hundert registriert

Bei der ERA sind laut Maier lediglich ein paar Hundert Händler aus China registriert. Die Zahl derjenigen, die auch Elektrogeräte an Kunden in Österreich verkaufen, dürfte deutlich höher sein. Orientiert man sich an Vergleichswerten aus Deutschland und rechnet sie auf den österreichischen Markt um, könnten es bis zu 20.000 Händler aus Fernost sein, die eigentlich Entsorgungsgebühren zahlen müssten, das aber nicht tun.  

Das schädige die Wirtschaft, kritisiert der ERA-Chef. Denn jene Händler, die bezahlen, kommen auch für die Entsorgung der von den Händlern aus Fernost in Verkehr gebrachte Elektronik auf. "Die Geräte werden ja gesammelt. Wenn mehr Händler beitragen, sinken die Tarife.”

"Quoten zu hoch" 

Die Bürokratie macht der ERA auch auf einer ganz anderen Ebene zu schaffen, nämlich bei den EU-Sammelquoten. Die Vorgaben seien zu hoch, kritisiert Maier am Beispiel von PV-Modulen. Derzeit würden jährlich 100.000e solcher Solarpaneele auf Dächern in Österreich montiert. In der Regel haben sie eine Lebensdauer von 20 oder 30 Jahren. Die EU gebe aber schon heute eine Sammelquote von 65 Prozent vor, sagt Maier: "Wenn wir sie erfüllen wollen, müssten wir neue Module wegwerfen."

Das Verfehlen der Quoten habe zwar unmittelbar keine praktischen Auswirkungen für die ERA - außer dass es zu Diskussionen führe, so Maier. Für die Mitgliedsstaaten könne es aber sehr wohl zu Vertragsverletzungsverfahren kommen. Um den Erfolg eines Sammelsystems sinnvoll messen zu können, seien die Quoten in ihrer derzeitigen Form ungeeignet: "Dazu müsste man die Lebensdauer der Produkte mit ins Kalkül ziehen."

Warnung vor Bränden

Worauf soll man beim Entsorgen von Elektrogeräten achten? Das größte Thema seien Lithiumbatterien im Restmüll oder noch schlimmer im Papier- oder Plastikmüll, sagt Maier. Es gebe genug Videos auf YouTube die zeigen, was passiere, wenn man sie in einen Schredder schmeisst. "Dann sprühen sie Funken. Wenn in dem Schredder auch Plastik oder Papier ist, dann brennt's."

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