Energie für die Mieter, billiger als der Markt erlaubt
Die Arwag, einer der großen Bauträger im geförderten Wohnbau in Wien, steigt in die Erzeugung von Erneuerbarer Energie ein. "Wenn wir uns die Leistbarkeit von Wohnen auf die Fahnen heften, dann muss nicht nur die Miete leistbar sein, sondern auch die Energie", begründet Thomas Drozda, neben Christian Raab Geschäftsführer der Arwag.
Die Gebäude sowie die noch brachliegenden Grundflächen des Unternehmens werden Photovoltaik-Anlagen ausgerüstet. Mit dem durch Wärmepumpen erzeugten Strom sollen die Mieter und Wohnungseigentümer beliefert werden. Sie können mit der neuen Energie-Tochter der Arwag einen Vertrag abschließen, müssen aber nicht.
Deckenheizungen statt Radiatoren
Die Neubauten sind sozusagen die Speichermasse für Energie, erklärt Drozda. Statt Radiatoren werden Deckenheizungen oder -kühlungen für das gesamte Gebäude eingebaut. Auch in Alt-Gebäuden werden die Radiatoren, soweit es möglich ist, getauscht.
Drozda beziffert die Produktionskosten mit 15 bis 20 Cent pro Kilowattstunde, inklusive der Investitionskosten. Bei rund 20 Cent würden sich dann die Preise für die Mieter bewegen. Drozda spricht von einem "fairen Deal, wir müssen die Investitionen ja auch finanzieren. Das ist deutlich günstiger als die Marktpreise, unsere Kalkulation orientiert sich nicht an der Merit-Order, sondern an den tatsächlichen Produktionskosten".
Die Gewinnspannen bei Anbietern, die ihre Tarife mit der Merit-Order kalkulieren (das teuerste Gaskraftwerk ist ausschlaggebend) "liegen im dreistelligen Bereich. In einer Situation, wo viele Leute nicht mehr wissen, wie sie ihre Wohnungen heizen sollen, müssen wir etwas tun". Zu kalte Wohnungen seien nicht nur ungesund, sondern begünstigen auch die Bildung von Schimmel.
40 Prozent der CO2-Emissionen würden vom Bau und dem Immobilien-Sektor verursacht. Damit habe jeder Bauträger einen "großen Hebel, der genutzt werden sollte und der längerfristig zum Sinken bzw. zur Stabilisierung der Energiepreise beitragen kann".
Mietpreisbremse
Die durchschnittlichen Mieten in Arwag-Häusern liegen derzeit aufgrund geförderter Landesdarlehen bei 7,50 bis 9,50 Euro pro Quadratmeter, inklusive Betriebskosten und Umsatzsteuer. Plus drei Euro an Energiekosten.
Der ehemalige SPÖ-Minister Drozda spricht sich für die Mietpreisbremse aus, "oder eine andere Valorisierungsklausel". Die Inflation müsse grundsätzlich gesenkt werden, er plädiert für Eingriffe bei der Energie "oder anderen wichtigen Kostenfaktoren wie den Mieten. Die Menschen geben im Durchschnitt für Wohnen 40 Prozent ihres Einkommens aus."
Gutschein über 100 Euro
Die Arwag-Kunden erhielten im Dezember 2022 mit der Mietvorschreibung einen Gutschein über 100 Euro. Bei kleineren Wohnungen würde damit die Valorisierung der Miete auf vier Prozent gesenkt, rechnet Drozda vor. Dafür wurde das OK des Aufsichtsrates eingeholt. Die Arwag sei eine Aktiengesellschaft, "wir können nicht das Geld des Unternehmens verschenken. Das wäre Untreue". Daher sei die Regierung gefordert, eine Mietpreisbremse einzuziehen, "die dann gesetzlich für alle gilt".
Die 1990 gegründete Arwag gehört mehrheitlich der Wien Holding und hat bisher rund 16.500 Wohnungen gebaut, die Errichtungskosten liegen bei 2,338 Milliarden Euro. Derzeit sind 600 Wohnungen in Bau, bis Jahresende kommen noch 600 dazu.
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