Einstimmung auf die Energie-Katastrophe

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Nach Corona-Horrorszenarien verheißen uns Politiker nun nichts Gutes, was die Energieversorgung im Herbst betrifft. Die Wirtschaft geht es rationaler an.

Angekündigte Katastrophen finden selten statt. Öfters geschehen sie ohne Vorwarnung. Dennoch gibt es immer wieder amtierende und Ex-Politiker, die damit Stimmung machen, aus welchen Gründen auch immer. Noch in Erinnerung sind die 100.000 Corona-Toten von Ex-Kanzler Kurz, die zum Glück nie eingetreten sind und schon damals Experten zufolge eine übertriebene Zahl waren. Die Pandemie klingt nun langsam ab, daher gibt es auch in diesem Bereich nun weniger Katastrophenszenarien. Ausgenommen Deutschlands Gesundheitsminister Karl Lauterbach, der eine Corona-Katastrophe im Herbst auf sein Land zukommen sieht. Aber das ist eine andere Geschichte.

Aktueller sind nun angekündigte Katastrophen in bezug auf die Energieversorgung. So sagt der ehemalige Verbund-Vorstand und Ex-Kanzler Christian Kern im KURIER-Interview, dass man schon jetzt den Menschen für den Herbst Wahrheiten zumuten müsse. "Man wird Temperaturlimits brauchen, Tempolimits und Rationierungen in der Industrie diskutieren müssen. Es hat keinen Sinn, das rauszuschieben. Wir wissen ja, dass wir auf ganz dünnem Eis tanzen", sagt Kern. Ähnliche Äußerungen kamen am Wochenende von Kärntens Landeshauptmann Kaiser oder in abgeschwächter Form Wiens Bürgermeister Ludwig.

Ja, es gibt enorme Anstiege bei den Energiekosten. Diese versucht die Bundesregierung auf mehrere Arten abzufedern. Von einer Versorgungskrise ist allerdings nichts zu spüren. Erdöl steht ausreichend zur Verfügung, hier entspannen sich auch bereits wieder die Preise. Ja, bei Gas sieht die Lage anders aus, die Abhängigkeit von Russland ist groß und wenn Putin beschließt, nichts mehr an Europa zu liefern, wird es eng. Und ja, es ist grundvernünftig, sich auf solche Szenarien vorzubereiten. Aber das geht auch, ohne die Menschen zu beunruhigen oder in Panik zu versetzen. Vielleicht hat dies aber auch mit Parteipolitik zu tun.

Die Wirtschaftstreibenden gehen hingegen mit Augenmaß vor. Sie rüsten ihre Betriebe für den Ernstfall. Zugleich betonen sie (wie auch Ökonomen) aber großteils auch, dass sie nicht davon ausgehen, dass dieser Ernstfall eintritt. Etwa Willi Cernko, Chef der größten österreichischen Bank Erste Group. Generell erwartet er keinen völligen Gas-Stopp aus Russland. "Wir gehen einfach davon aus, dass beide Seiten ein Interesse haben müssen, dass Gas fließt." Einmal mehr wäre es daher sinnvoll, mehr auf die Wirtschaft zu hören.

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