Millionen-Gehälter: Diese ATX-Vorstände verdienen am meisten

Top-Verdiener Gerald Grohmann.
Die Gehaltskluft ist gewachsen: Top-Manager verdienen das 81-fache eines Durchschnittsverdieners. Unter den Top-Verdienern ist nur eine Frau. Die AK fordert Höchstgrenzen.

Die durchschnittliche Vorstandsvergütung der Vorsitzenden eines im Wiener Leitindex ATX gelisteten Unternehmens ist 2023 wieder leicht gestiegen. Durchschnittlich verdiente ein ATX-Vorstandsvorsitzender rund 3,1 Millionen Euro im Jahr und damit um 16,4 Prozent mehr als 2022, geht aus Berechnungen der Arbeiterkammer (AK) zum „Fat Cat Day“ (zu Deutsch: „Fette-Katzen-Tag“) hervor. Zum Vergleich: Das Medianeinkommen ist 2023 um 7,8 Prozent gestiegen.

Mit einem durchschnittlichen Stundenlohn von 814 Euro verdienten die Vorstandschefs damit das 81-fache des mittleren Jahreseinkommens (Median) eines/einer Beschäftigen in Österreich. Der Abstand ist damit wieder deutlich größer geworden. 2022 betrug er das 75-fache.

Fat Cat Day soll Gehaltsschere zeigen

Der „Fat Cat Day“ soll die Gehaltsschere zwischen Vorstand und Belegschaft sichtbar machen und wird jährlich von der britischen Lobbygruppe „High Pay Centre“ errechnet. Er bezeichnet jenes Datum, an dem die Chefs börsenotierten Konzerne so viel verdient haben wie ein Durchschnittsverdiener im ganzen Jahr.

Heuer fällt dieser Tag unter Berücksichtigung der arbeitsfreien Feier- und Wochenendtage auf den 8. Jänner. Bei einem angenommenen 12-Stunden-Tag erreicht ein ATX-Chef schon nach 48 Stunden oder vier Arbeitstagen das Jahresgehalt eines Durchschnittsverdieners. Im Vorjahr (Werte für 2022) fiel der "Fat Cat Day" ebenfalls auf den 8. Jänner. 

Das sind die Gagenkaiser

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Eine Veränderung gab es bei den Gagenkaisern im ATX. Absoluter Spitzenreiter war 2023 mit einer Jahresvergütung von 9,5 Millionen Euro Gerald Grohmann, der damalige Vorstandschef bei Schoeller Bleckmann Oilfield Equipment AG (SBOE). Er verdiente laut AK-Berechnung bereits nach einem 12-Stunden-Tag und 4 weiteren Stunden des zweiten Arbeitstages das Jahres-Medianeinkommen eines österreichischen Beschäftigten. 

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Gerald Grohmann war bis Ende 2023 Schoeller-Bleckmann-CEO

Nur knapp hinter Grohmann kommt Bawag-Vorstandschef Anas Abuzaakouk auf eine Jahresgage von 9,04 Mio. Euro. 

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Bawag-Chef Anas Abuzaakouk

Dahinter folgen mit größerem Abstand Joachim Schönbeck von Andritz und Heimo Scheuch von Wienerberger.  Die einzige Frau im Vorstandsranking ist Immofinanz-Chefin Radka Doehring, die mit einer Jahresvergütung von 1,08 Mio. Euro immerhin elf Tage für das Medianeinkommen braucht. 

Der im Ranking am niedrigsten bezahlte EVN-CEO Stefan Szyszkowitz verdient nach knapp 17 Tagen das Jahres-Medianeinkommen der österreichischen Beschäftigten.

Der Fat Cat Day symbolisiert jenen Tag, an dem das jährliche Einkommen von Beschäftigten durch Vorstandsvorsitzende (CEO) der größten börsenotierten Unternehmen verdient wurde.  

Als Einkommen wird das mittlere Brutto-Jahreseinkommen (Median, 12 mal)  laut Dachverband der Sozialversicherungsträger herangezogen, bei den Vorstandschefs die durchschnittliche Vorstandsvergütung - fixe und variable Bestandteile - der 20 CEO im Wiener Leitindex ATX gelisteten Unternehmen.

Angenommen wird: Ein CEO arbeitet 12 Stunden am Tag, nimmt sich an einem von 4 Wochenenden frei und hat 10 Tage  Urlaub plus 9 Feiertage. Er arbeitet somit 320 Tage oder 3.840 Stunden. 

AK fordert "angemessene Relation" der Gagen

Die Arbeiterkammer fordert, dass die Aufsichtsräte der Unternehmen eine angemessene Relation zwischen Vorstandsvergütung und Belegschaft definieren, lässt aber offen, was sie für "angemessen" halten würde. Außerdem sollte die Vergütungspolitik der Unternehmen Höchstgrenzen für die individuelle Vergütung der Vorstandsmitglieder vorsehen. 

Die Vergütungen sollten sich zudem nicht nur am finanziellen Erfolg der Unternehmen orientieren, sondern auch an der Erreichung von Zielen in den Bereichen Umwelt, Soziales und Governance. Sie sollten jeweils zu mindestens einem Drittel in die variable Vergütung einfließen. Soziale Kriterien könnten etwa die Sicherung von Arbeitsplätzen sein. Im Bereich Governance sollten Boni an Ziele wie etwa mehr Frauen in Führungspositionen geknüpft werden. 

Weiters fordert die AK mehr Transparenz in den höchst unterschiedlich ausgestalteten Vergütungsberichten. Ein standartisierter und individueller Ausweis aller Vergütungsbestandteile und -kriterien sei unerlässlich, heißt es in einer Aussendung. 

Anlegervertreter übt Kritik an Bawag

Der Interessenverband für Anleger (IVA) übt vor allem Kritik an der nicht nachvollziehbaren Verhältnismäßigkeit der Vergütungspolitik der Bawag.  "Der Aufsichtsrat ist zur Nachbesserung aufgerufen. Die Bawag ist jedoch weiterhin ein Vergütungs-Ausreißer und keine Regel in Österreich. International gesehen wäre die heimische Fat-Cat-Diskussion ohne die Bawag eine eher traurige Satire", sagt IVA-Vorstand Florian Beckermann. Im internationalen Wettbewerb die richtigen Leistungsträger Strategie-konform zu motivieren, sei "ein Balanceakt, der nicht immer jeden Kritiker zufrieden stellt".

IV spricht von "Neiddebatte"

Die Industriellenvereinigung kritisiert in einer Aussendung die "Neiddebatte" der Arbeiterkammer. Die Top-Manager würden die Verantwortung für hunderttausende Mitarbeiter tragen. Faktum sei, "dass dieser „Fat Cat Day“ eigentlich ein „Fat Tax Day“ ist", so die IV. Die Jahreslohnsteuerleistung (ohne Sozialversicherungsabgaben) der 20 ATX-CEOs trage überproportional zum Gemeinwohl in Österreich bei. Mit der Steuerleistung der 20 ATX-CEOs könnten im Jahr 2023 88.924 Jahreskarten der Wiener Linien finanziert werden, zieht die IV einen Vergleich. 

Dass Vorstandsvergütungen, wie von der AK gefordert, auch an Nachhaltigkeitsleistungen in den Bereichen Umwelt, Soziales, Governance gekoppelt werden soll, kann die IV nicht nachvollziehen. Die Unternehmerinnen und Unternehmer hätten bereits mit zahlreichen bürokratischen Auflagen zu kämpfen. 

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