EinkaufsManagerIndex: Industrie hebt ab, Rohstoff-Nachschub stockt

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Seit Reisen schwierig sind, wird mehr eingekauft. Das spiegelt sich in der Industrie wider

Wie gut sich die Industrie rund um den Globus erholt, überrascht selbst die Experten. „Es wurde unterschätzt, wie sehr der Sachgüterbereich in der Pandemie profitiert“, sagt UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer.

Seit Reisen nur noch sehr eingeschränkt möglich und selbst Essen im Restaurant gestrichen sind, bleibt mehr Geld für diverse Anschaffungen – etwa in Haus und Garten. Zumindest bei jenen, die keine großen Einkommenseinbußen haben und das sind laut Bruckbauer gar nicht wenige: „90 Prozent der Erwerbstätigen in Österreich haben keine großen Ausfälle und werden im Laufe des Jahres das Output-Niveau mehr oder weniger stabil halten. Denken Sie nur an den Öffentlichen Dienst.“ Auch wenn die Gastronomie und andere vom Lockdown betroffene Branchen medial stark präsent seien, würden nur zehn Prozent der Beschäftigten in Österreich in diesen Bereichen arbeiten.

Industrie hebt ab

Von mangelnden Möglichkeiten, Geld auszugeben, profitieren die Investitions- und Konsumgüterindustrie. „Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex stieg im März auf 63,4 Punkte. Er erreicht damit den zweithöchsten Wert seit der erstmaligen Erhebung des Indikators vor mehr als 20 Jahren.“ In ganz Europa befindet sich die Industrie im Aufschwung, wobei die deutsche Volkswirtschaft einmal mehr die Rolle der Konjunkturlokomotive übernommen hat.

In Österreich löste ein Auftragsboom aus dem In- und Ausland eine kräftige Ausweitung der Produktion aus und damit auch den Effekt, dass viele Industriebetriebe zusätzliche Mitarbeiter aufgenommen haben. Einziger Hemmschuh war zuletzt die Verschärfung von Lieferengpässen in Kombination mit steigenden Kosten für Vormaterialien und Rohstoffe. Engpässe gab es insbesondere bei Aluminium, Kupfer, Stahl sowie chemischen Produkten und elektronischen Teilen.

Tourismus am Boden

Andere Bereiche können derweil von einem Aufschwung nur träumen. Dass die Sommersaison heuer so gut rennt wie im Coronasommer 2020, bezweifelt Bruckbauer. Noch ist völlig ungeklärt, wann die Reisebeschränkungen aufgehoben werden und wie schnell die EU mit den Impfungen vorankommt. Derzeit bastelt die EU, wie berichtet, an einem europaweit einheitlichen Grünen Pass, der die Grundlage der Wiederherstellung der Reisefreiheit in Europa sein soll.

„Dieser soll auf jedem Flughafen und in jedem Hotel in Europa gültig und lesbar sein. Die praktikable Umsetzung ist daher entscheidend für den Tourismus“, sagt Tourismusministerin Elisabeth Köstinger am Montag nach einer Videokonferenz mit zwölf Amtskollegen aus Tourismusländern.

Allein im Großraum Paris sind im Vorjahr 15,5 Milliarden Euro Einnahmen aus dem Tourismusgeschäft entgangen. Die Zahl der Besucher schrumpfte in beispiellosem Ausmaß um rund zwei Drittel auf 17,5 Millionen.

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