40 Prozent der von der Industrie abgesetzten Paar gehen in den Handel, der Rest in den Verleih, erklärt Kellermayr. Da die Verleiher im vergangenen Winter zwar aufsperren durften, aber praktisch keine Touristen im Land waren, konnten sie nichts verleihen. Die Händler blieben zu einem großen Teil auf ihren Skiern sitzen. 350.000 Paar Ski stehen derzeit in ihren Lagern.
Normalerweise werden Ski für die nächste Saison im März geordert, doch welcher Händler legt sich neue Ski zu, wenn das Lager noch voll ist, fragt sich Kellermayr. Deshalb rechnet er heuer beinahe mit einem Totalausfall auf besagte 120.000 bis 130.000 Paar.
Einziger Lichtblick sind Tourenski, deren Absatz sich von 60.000 auf 100.000 Stück vergrößern soll. „Das ist der einzige Bereich, der noch funktioniert“, sagt Kellermayr. Da diese preislich auf ähnlichem Niveau wie Alpinski liegen, macht aber auch das den Rückgang nicht wett. Aus jetziger Sicht wird die Skiindustrie die vollen Lager noch zwei bis drei Jahre spüren, ehe sich wieder ein normaler Absatz einstellen wird.
Noch schlechter sieht es bei den Skischuhen aus. Auch hier wurden 2019/20 rund 440.000 Paar verkauft. Diese werden seltener an Verleiher als an Händler verkauft, sagt Kellermayr, da Schuhe nicht so oft ausgeliehen werden. Da Skischuhe mittlerweile so etwas wie Hightech-Geräte seien und viel Beratung und Anpassung bräuchten, würden sie sich auch nicht so leicht übers Internet verkaufen lassen.
Da der stationäre Handel während der Lockdown-Phasen schließen musste, blieb dieser Vertriebsweg versperrt. „Der Rückgang wird deshalb höher als bei den Skiern sein“, sagt Kellermayr.
Fischer-Sports-Geschäftsführer Franz Föttinger sieht zwei Möglichkeiten, wie sich die Ski-Industrie nach Corona entwickeln wird. Zum einen könnte es einen Nachholeffekt geben, weil die Deutschen statistisch gesehen nur jedes zweite Jahr Skiurlaub machen und viele diesen im kommenden Winter nachholen.
Oder der Image-Effekt durch die Ischgl-Misere, die im Ausland wochenlang in den Medien war, hält Skifahrer von einem Österreich-Besuch ab. Föttinger geht aber davon aus, dass wieder Vorkrisenniveau erreicht werde – wenn nicht heuer, dann nächstes Jahr.
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