Doskozil: Energetische Machtspiele im Burgenland
Keine Frage, der burgenländische Landeshauptmann Hans Peter Doskozil, SPÖ, ist ein sehr machtbewusster Politiker. Jetzt sieht es ganz danach aus, dass der unumschränkt regierende SPÖ-Landesfürst auch nach der alleinigen Macht in der Energie Burgenland greift und den Miteigentümer EVN ausbremst.
Das befürchten kritische Beobachter, auch wenn Doskozil erwartungsgemäß dementieren lässt.
Die Vorgänge rund um den Aufsichtsrat und die Neubestellung des Vorstands sind, freundlich formuliert, einigermaßen ungewöhnlich.
Die Verträge der beiden Vorstände, Michael Gerbavsits und Alois Ecker, laufen mit Jahresende aus. Ihnen wird in der Branche attestiert, ihren Job ausgezeichnet zu machen, die Energie Burgenland gilt als gut geführtes Unternehmen. Die erste Ausschreibung vom 22. Februar war dann auch, wie in so einem Fall üblich, ziemlich allgemein gehalten und auf die beiden zugeschnitten.Doch im März besetzte Doskozil, der seine Verlobte im Unternehmen geparkt hatte, den Aufsichtsrat neu. Wirtschaftskammer-Präsident Peter Nemeth (ÖVP) etwa hatte sein Mandat nach einer Unternehmer-Beschimpfung von Doskozil zurückgelegt. Der Landeshauptmann setzte unter anderen Horst Teuschl in das Gremium, Kriminalbeamter und seit Anfang 2020 sein Vize-Büroleiter. Als Aufsichtsratschef holte Doskozil den SPÖ-nahen Ex-Verbund-Vorstand Johannes Sereinig.
Gerbavsits und Ecker bewarben sich wieder. Ihre Chancen tendieren jedoch gegen Null. Denn Gerbavsits gehört zum Netzwerk von Doskozils Vorgänger Hans Niessl, dessen Verhältnis zu Doskozil nicht gerade freundschaftlich ist. Ein Ersatzjob für Gerbavsits soll auch schon gefunden sein, kolportiert wird die WiBuG, die Förder- und Ansiedlungsgesellschaft des Landes.
Wenn aber der SPÖ-nahe Vorstand gehen muss, kann nach der burgenländischen Machtlehre der ÖVP-Kollege Ecker, vormals EVN-Manager, nicht gut bleiben.
Im Juni schrieb Sereinig plötzlich einen expliziten Finanzvorstand aus. Dieser Anforderung entsprechen weder Ecker noch Gerbavsits. Könnte damit argumentiert werden, dass die Energie Burgenland in den nächsten fünf Jahren bis zu 750 Millionen Euro investieren will, großteils in Ausbau und Modernisierung der Windkraft.
Gage zu niedrig?
Top-Kandidat für den CEO ist der Verbund-Manager Stephan Sharma, seit Dezember Geschäftsführer der Verbund Green Power, zuvor Chef der Handelsgesellschaft Verbund Trading. Er hat sich beworben. Vom Management sind die beiden Verbund-Töchter allerdings nicht mit der Energier Burgenland vergleichbar.
So fix ist die Sache aber doch noch nicht. Beim im Verbund als sehr karrierebewusst beschriebenen Sharma könnte es an der Gage scheitern. Diese ist mit dem Bezug des Landeshauptmannes von rund 250.000 Euro gedeckelt. Wie man hört, soll der ehemalige Assistent von Sereinig mehr wollen. Weder Sharma noch Sereinig waren für eine Stellungnahme erreichbar. Formal sind für beide Jobs sechs Kandidaten im Finale.
Scheitert es an der Gage, hätten Gerbavsits und Ecker womöglich noch eine Chance. Eigentlich hätte der Aufsichtsrat am Montag entscheiden sollen, vertagte aber auf eine außerordentliche Sitzung am 12. Oktober.
Die Vorstandsbestellung sei absolut unpolitisch und sehr professionell aufgesetzt, erklärt dazu Doskozil-Büroleiter Herbert Oschep. Die Energie Burgenland sei eine Aktiengesellschaft, da könne die Politik gar nicht hinein regieren und Aufsichtsratschef Sereinig sei jahrzehntelang erfolgreich im Verbund gewesen.
Doskozil soll Gesprächspartnern erklärt haben, am besten sei, wenn das Land hundertprozentiger Eigentümer werde. Unrealistisch, meint dazu Oschep, der Partner EVN wolle nicht verkaufen. Überlegungen von Doskozil, die AG in eine GmbH umzuwandeln, sollen an Niederösterreich gescheitert sein. In eine GmbH kann ein Eigentümer wesentlich leichter hinein regieren, die Geschäftsführer sind im Gegensatz zur AG weisungsgebunden.
Eigentumsverhältnisse:
Der Landesversorger (850 Mitarbeiter) entstand aus der Fusion von Bewag und Begas. 51 Prozent hält das Land, 49 Prozent die börsenotierte Burgenland Holding. Ihr Hauptaktionär ist mit knapp 74 Prozent die niederösterreichische EVN, Verbund und Wien Energie halten auch Anteile
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