Dosenhersteller Tupperware kämpft mit hartnäckigen Liquiditätsproblemen

Dosenhersteller Tupperware kämpft mit hartnäckigen Liquiditätsproblemen
Wegen Corona mussten Beraterinnen auf Online-Kanäle umgeschult werden, Österreich-Tochter schreibt Bilanzverlust in Millionenhöhe

Die Zeiten der großen Tupper-Partys sind anscheinend vorbei. Nachdem der im Jahr 1946 gegründete US-amerikanische Frischhaltedosen-Hersteller Tupperware am Montag massive Liquiditätsprobleme eingestehen musste, sackte die Aktie des börsennotierten Unternehmens um 49 Prozent auf 1,2 Dollar ab.

Einen solchen Kurssturz hatte Tupperware aber schon zu Beginn der Pandemie im März 2020 erlebt. Damals fiel die Aktie um 50 Prozent und erstmals unter drei Dollar. Doch der Niedergang hält schon viel länger an, vor zehn Jahren kostete die Tupperware-Aktie noch 90 Dollar. Am Montag dieser Woche musste der Plastikdosenhersteller einräumen, dass der Fortbetrieb des Geschäfts „ungewiss“ ist, weil er nicht über genügend Liquidität verfüge, um den laufenden Betrieb ohne zusätzliches Geld zu finanzieren. Das Unternehmen, das seine Produkte im Direktvertrieb über selbstständige Vertriebspartner auf Provisionsbasis verkauft, habe nun Finanzberater engagiert, um die Kapitalstruktur zu verbessern und habe außerdem Gespräche mit potenziellen Investoren begonnen.

„Das Unternehmen tut alles in seiner Macht Stehende, um die Auswirkungen der jüngsten Ereignisse abzumildern, und wir ergreifen unverzüglich Maßnahmen, um zusätzliche Finanzierung zu beantragen und unsere Finanzlage zu verbessern“, erklärte Tupperware-Chef Miguel Fernandez in einer Pressemitteilung. So dürfte der Personalstand (13.000 Mitarbeiter) reduziert werden und das Immobilienportfolio auf den Prüfstand gestellt werden. Tupperware vertreibt seine Produkte in mehr als hundert Ländern, etwa 80 Prozent des Umsatzes werden außerhalb der USA erzielt. In Belgien wird die größte Fabrik in Europa betrieben, wo auch Forschung und Entwicklung angesiedelt sind.

7,9 Mio. Euro Umsatz

„Die Tupperware Österreich GmbH profitiert von den hohen Entwicklungs- und Forschungsstandards und dem damit verbundenen Know-how“, heißt es im Lagebericht zur Bilanz 2021. Der Umsatz der Österreich-Tochter sank 2021 um 7,7 Prozent auf 7,9 Millionen Euro, das Vorsteuerergebnis verdoppelte sich aber fast auf 1,023 Millionen Euro und das Eigenkapital stieg um knapp 660.000 Euro auf 2,93 Millionen Euro.

Doch durch den Verlustvortrag aus den Vorjahren ergab sich ein Bilanzverlust in Höhe von 1,72 Millionen Euro. „Für 2022 erwarten wir ein ähnliches Umsatzniveau wie 2021“, heißt es im Bilanz-Lagebericht weiter. Im Jahr 2020 waren die Fixkosten in Österreich deutlich reduziert und die Digitalisierungsmaßnahmen im Vertriebsbereich umgesetzt worden.

Zwar verfügt Tupperware in Österreich über „mehrere Tausend selbstständige Personen im Vertriebssystem“, doch Corona machte den Veranstaltern von Heimvorführungen („Tupper-Partys“) einen Strich durch die Rechnung: „Die selbstständigen Beraterinnen mussten in einigen Monaten auf digitale Verkaufskanäle ein- und umgeschult werden.“ K. Möchel, D. Schreiber

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