Digitale Kluft zwischen KMU und Konzernen wird größer

Videokonferenzen haben sich in der Pandemie durchgesetzt
Digitalisierungsschub in der Corona-Pandemie nutzte vor allem jenen, die ohnehin schon digital-fit waren

Die Corona-Pandemie hat Österreichs Betriebe einen Digitalisierungsschub verpasst. Ja, aber bei weitem nicht allen, geht aus dem von Arthur D. Little und marketmind im Auftrag von Drei erstellen Digitalisierungsindex hervor. Demnach stellten vor allem große Betriebe und einige ausgewählte Branchen breit auf Videokonferenzen, Homeoffice und andere digitale Instrumente um. Im Handel oder bei Kleinbetrieben gab es aber kaum Bewegung, auch weil vielen pandemiebedingt das Geld fehlte.

Industrie profitierte am meisten

"Großbetriebe, die Industrie und einzelne Branchen wie Bildung, Kultur, Kommunikationswirtschaft und Tourismus haben einen wahren Digitalisierungsschub erhalten", so die Einschätzung aus dem Digitalisierungsindex. Im Handel habe aber nur jedes zehnte Unternehmen verstärkt auf neue Online-Absatzkanäle gesetzt, auch im Gewerbe oder Logistik habe es wenig Fortschritt gegeben. In Summe stagnierte der Digitalisierungsindex praktisch bei 35 von 100 möglichen Punkten.

Kluft wird größer

Während über 90 Prozent der Großbetriebe von einer beschleunigten Digitalisierung sprechen, sind es im Schnitt aller Unternehmen kaum mehr als ein Drittel, ergab die Umfrage. Die Kluft zwischen Klein und Groß hat sich dadurch noch weiter vergrößert. "Die knapp 20 Prozent der Betriebe, die man in Österreich grundsätzlich als digitalisiert bezeichnen kann, sind mit wenigen Ausnahmen Großbetriebe" merkt Rudolf Schrefl, CEO von Drei, an. Kleinbetrieben müsse man nun helfen, damit sie nicht die Entwicklung verpassen.

Die Kluft zeigt sich auch am Beispiel der Videotelefonie und des Homeoffice. Zwar hat mehr als die Hälfte der Großunternehmen in der Pandemie erstmals auf eine dieser Methoden zurückgegriffen, bei den kleinen Betrieben wagten aber nur sechs bis acht Prozent den Schritt. In Summe wird Homeoffice nun in vier von zehn Unternehmen genutzt. Fast die Hälfte der Betriebe arbeitet auch nach Corona ohne Telefon-, Video- und Webkonferenzen und ohne Digitaler Signatur. Cloud-Services nutzen erst 39 Prozent der Betriebe.

Gesundheitsbranche hinkt hinterher

Auch wenn im Gesundheits- und Sozialwesen Online-Termin-Buchungen, digitale Befunde, E-Medikation und elektronischer Impfpass an Bedeutung gewonnen haben ist das Gesundheitswesen nach wie vor der am schwächsten digitalisierte Sektor in Österreich.

Der Digitalisierungsindex entstand in seiner vierten Auflage als Umfrage unter 811 Unternehmen aus 19 verschiedenen Branchen im Jänner und Februar 2021. Er misst die fünf Faktoren IT-Ausstattung, Kundenbeziehungen über digitale Kanäle, Organisation des Arbeitsplatzes, Betriebsabläufe und Produktentwicklung.

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