„Wir haben eine steigende Weltbevölkerung, auch die Lebensstandards steigen – glücklicherweise – insgesamt. Die Menschen konsumieren mehr. Dazu brauchen wir die richtigen Materialien.“
Das Problem sei auch gar nicht so sehr das Plastikaufkommen an sich – sondern der Müll. „Wir müssen den Kreislauf schließen“, sagt Stern. Am schlimmsten sei die Verschmutzung der Weltmeere. Diese gebe es vor allem dort, wo die Abfallwirtschafts-Infrastruktur fehle. Also in Teilen der Welt, wo die Bevölkerung sehr schnell wachse und der Konsum sehr schnell zunehme. In Europa und Nordamerika sei dies kaum ein Thema.
Es gelte also, überall auf der Welt Abfall-Infrastruktur aufzubauen. Borealis hat in Indonesien vor einigen Jahren mit einem Partner das Projekt „STOP“ mit ins Leben gerufen und damit begonnen, in einer Stadt ein Abfallwirtschaftssystem aufzubauen.
Wertvoller Abfall wird aussortiert und weiterverkauft. Zwei Sortieranlagen sind in Betrieb, bei denen 60 Personen arbeiten. „Mittlerweile sind wir in der ersten Stadt fast so weit, dass sich das Projekt in dieser Stadt selbst finanziert. Insgesamt sind wir bereits an drei Standorten tätig.“
Die Zukunft sieht Stern in erneuerbaren Kunststoffen und Recycling, wo sich auch die Borealis versucht. Seit 2016 habe man etwa den Recyclinganteil im Unternehmen vervierfacht, das soll bis 2025 nochmal passieren.
Wenn es die Verbote jedenfalls nicht sein sollen, um den Plastikkonsum auch hier in Europa zu lenken – was dann? Stern ist zwar kein Gegner eines Plastikpfands, bezeichnet es aber nur als „eine Variante“ eines Anreizsystems.
Aus seiner Sicht gibt es drei Stoßrichtungen, die es zu forcieren gelte: Erstens, den Plastikmüll, der für Recycler ein Rohstoff ist, mit rechtlichen Rahmenbedingungen für das Recycling „prioritär zur Verfügung zu stellen“ – und zu verhindern, dass er aus der Region exportiert wird oder in Deponien endet.
Außerdem eine Reform der Plastiksteuer. Denn das bloße Abführen einer Steuer hätte keinen Lenkungseffekt. „Mir als Recycler wäre da mehr geholfen, wenn man das über die EPR-Systeme – die extended producer responsibility - Systeme – regelt.“ Diese Lizenzgebühren müssen in Österreich etwa an die ARA abgeführt werden.
Stern wünscht sich hier einen ökomodularen Aufbau. Heißt im Klartext: „Das würde bedeuten dass jemand, der seine Verpackungen mit Recyclingmaterial produziert oder beispielsweise recyclinggerecht designt oder wo die Verpackung zu einer CO2-Reduktion führt, geringere EPR-Lizenzen bezahlt.“
Nur dann würde hier auch entsprechend investiert. Der dritte Punkt, den es aus Sicht Sterns zu ändern gelte, wären verpflichtende Recyclingquoten, wie es sie etwa in Kalifornien bereits gibt.
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