Die weich geklopfte Metallindustrie

Die Branche hat in den vergangenen Jahren im Geschäft mit Deutschland Marktanteile verloren.

Rechtzeitig vor der entscheidenden Lohnrunde am Donnerstag rüstet der Fachverband der Maschinen- und Metallwarenindustrie (FMMI) mit Zahlen über den Zustand der Branche weiter auf. In den vergangenen Jahren – zeigt eine vom FMMI beauftragte Studie des Industriewissenschaftlichen Instituts und des Wirtschaftsforschungsunternehmens Eco Austria – hat die Sparte deutlich an internationaler Wettbewerbsfähigkeit verloren.

Verluste im Export

Am deutlichsten ist das laut Eco-Austria-Vorstand Ulrich Schuh im Export zu spüren. Konnte die heimische Branche bis 2011 noch mit der deutschen Außenhandelsentwicklung mithalten und vom deutschen Aufschwung profitieren, klafft seither eine deutliche Lücke. Die einschlägigen deutschen Importe legten zwischen 2011 und 2015 um 13,3 Prozent zu. Die Importe aus Österreich stiegen dagegen nur um magere 2,1 Prozent. Verloren gingen die Marktanteile an billigere Konkurrenten aus China, aber auch zunehmend an EU-Länder wie Polen und Tschechien.

Der Grund dafür sind vor allem der niedrige Produktivitätszuwachs, die steigenden Lohnstückkosten (Kosten je produzierter Einheit, Anm.) und die hohe Inflation in Österreich. Ein Ausweg aus dieser Krise liegt für Schuh vor allem in der Ankurbelung der Investitionen. Diese köcheln wegen des fehlenden Vertrauens der Unternehmen in die Politik in Österreich auf Sparflamme. Rund die Hälfte aller Investitionen wird nach Angaben des FMMI bereits im Ausland getätigt. Würden die Investitionen von derzeit 3,2 auf 5 Prozent des Produktionswertes steigen, würde das nach Berechnungen von Eco Austria eine Milliarde Euro zusätzliche Produktion und 7775 Jobs bringen. Allerdings könne man – warnt Schuh vor zu hohen Erwartungen – verlorenes Terrain im Exportgeschäft nur sehr mühsam wieder zurückgewinnen.

Warten auf Angebot

Dass die trist gemalte Lage der Branche mit 118.000 Beschäftigten die Gewerkschaften Proge und GPA zu einem Abrücken von ihrer Forderung nach 3 Prozent höheren Löhnen animiert, ist nicht zu erwarten. Die Arbeitgeber wollen erst dann ein konkretes Angebot machen, wenn die Forderung "realistisch und fair" sei. FMMI-Obmann Christian Knill, der selbst nicht am Verhandlungstisch sitzt: "Wenn die Ausgangsbasis bei 3 Prozent liegt, macht es für uns wenig Sinn, ein Angebot zu machen."

Die Gewerkschaft will sich naturgemäß von den Arbeitgebern nicht vorschreiben lassen, was sie verlangen "darf" und beharrt auf ihrer Forderung. Um die festgefahrene Lohnrunde wieder in Gang zu bringen, verschärft sie die Gangart: Kommt es am Donnerstag zu keinen Abschluss, starten bereits kommende Woche Kampfmaßnahmen. Als erster Schritt sind Betriebsversammlungen geplant.

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