Die Packerlflut erreicht den nächsten Höhepunkt
230 Millionen Pakete sind heuer in Österreich verschickt worden, ein Plus von rund zehn Prozent zum Vorjahr. Beim Zusteller DPD Austria gab es ein ähnliches Wachstum (von 46,5 auf 52 Millionen), wobei „der Markt jährlich herausfordernder wird“, wie Geschäftsführer Rainer Schwarz sagt.
Für Zustelldienste sei zwar die stressigste Zeit in den letzten zwei Monaten des Jahres, wo das Aufkommen um 25 bis 30 Prozent steige. Alleine am Dienstag nach dem Cybermonday (Ende November) seien es 270.000 auszuliefernde Pakete gewesen. Allerdings reiße danach die Packerlflut nicht ab, im Gegenteil. „Die Zeit nach Weihnachten wird immer stärker.“ Das liege an den Retourpaketen und an den vielen verschenkten Gutscheinen, die dann eingelöst werden.
Das generell hohe Wachstum führe zu einem Engpass bei Fahrern und Frächtern. „Dazu beigetragen hat der Markteintritt von Amazon als Zusteller.“ Die Lage sei in Westösterreich problematischer, da viele Fahrer lieber in Deutschland unterwegs wären, wo die Situation noch angespannter sei.
DPD (im Besitz der Speditionen Gebrüder Weiss, Lagermax und Schachinger sowie der französischen Post) versucht laut Schwarz, den Job des Fahrers so einfach wie möglich zu gestalten, indem Einschulungen beschleunigt, Tourengebiete flexibler gestaltet und technische Hilfsmittel zum Einsatz kommen; etwa der „Smart Driver“, ein Scanner, der die optimale Tour berechnet.
Eine Möglichkeit wäre auch eine höhere Entlohnung. „Generell müssen wir den Job in der Branche attraktiver machen“, sagt Schwarz. „Wir wissen, dass ein Frächter ein gewisses Grundeinkommen braucht, wir sind für ein faires Miteinander.“ DPD habe keine eigenen Fahrer, sondern rund 1500 externe Zusteller. Diese erhalten derzeit laut Kollektivvertrag zwischen 1311 und 1411 Euro brutto im Monat. Ab 2020 werden es 1500 Euro sein.
Steigende Kosten
Bei DPD wird Schwarz zufolge in der Stadt die Zahl der auszuliefernden Pakete bei der Entlohnung berücksichtigt, am Land, wo die Wege weiter sind, gibt es eine Pauschale. Hinzu kämen Abgeltungen bei steigenden Treibstoffkosten. Seit 2016 seien in der Branche die Kosten um 29 Prozent gestiegen, während die Preise für die Kunden um sieben Prozent gesunken seien.
„Wir versuchen“, so Schwarz, „vernünftige Erhöhungen durchzusetzen.“ Da DPD 80 Prozent der Pakete im B2B-Bereich zustelle, tue er sich dabei leichter; wegen des wachsenden Marktes versuche dies die gesamte Branche – mit wachsendem Erfolg.
Preislich wird sich Schwarz zufolge auch bei privaten Empfängern langfristig etwas tun. „Zusatzservices werden extra kosten.“ So sei es viel produktiver, alle Pakete an einen Shop zu liefern als an jede Privatadresse extra zuzustellen. „Wer das möchte, wird dafür zahlen.“
In Österreich wollen noch 80 Prozent ihre Pakete nach Hause oder in die Arbeit geliefert bekommen, in Frankreich sei das Verhältnis umgekehrt. Wobei DPD 96 Prozent der Pakete schon beim ersten Versuch zustellen könne, da man rechtzeitig die Kunden über das Zeitfenster informiere und gegebenenfalls noch die Adresse ändern könne.
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