Die brisanten Treffen des Wirecard-Managers

Der Aktienkurs des Skandalunternehmens Wirecard hat sich innerhalb einer Woche fast verdoppelt. Am Montag lag der Kurs zeitweise wieder bei knapp drei Euro. Und das, obwohl der vermutete Schaden mehr als drei Milliarden Euro ausmachen dürfte. Die Anleger hoffen auf Kaufinteressenten.
Doch in den Fokus rücken auch immer mehr die österreichischen Verflechtungen zu Wirecard und dessen flüchtigen Manager Jan Marsalek. Dieser wird, wie der KURIER bereits Mitte Juli berichtete, in Russland vermutet. Am heutigen Dienstag wird dies Thema des Nationalen Sicherheitsrats.
Besonders brisant dabei: Ausgerechnet im Sekretariat des Nationalen Sicherheitsrats saß längere Zeit ein hoch angesehener Brigadier, der sich mit Marsalek persönlich getroffen haben dürfte. Wobei Sekretariat zwar der offizielle Name ist, diese Stelle aber tatsächlich weit mehr ist. Sie entscheidet darüber, welche Geheimakten österreichischer Nachrichtendienste dem Rat zur Verfügung gestellt werden. Kaum jemand in Österreich hat dermaßen viel Einblick in Staatsgeheimnisse.
Angesehener Brigadier
Der Brigadier, der später auch die FPÖ bei den Regierungsverhandlungen beraten hat und Projekte für einen ehemaligen Verteidigungsminister in Dubai betreut, soll sich mit Marsalek zweimal getroffen haben.
Das Verteidigungsministerium bestätigte, dass es eine Anfrage von Marsalek für ein Wiederaufbauprojekt in Libyen gegeben habe (das mutmaßlich das Ziel hatte, eine russisch kontrollierte Söldnerarmee aufzustellen). Diese Anfrage sei noch in der Ära von Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (SPÖ) eingetroffen. Unter seinem Nachfolger Mario Kunasek (FPÖ) dürfte es eine Absichtserklärung des Ministeriums gegeben haben, die aber niemals umgesetzt wurde. Offenbar sollten 20.000 Euro aus dem Verteidigungsministerium und 100.000 Euro aus dem Verkehrsministerium bereitgestellt werden.

Krisper
Das Verteidigungsressort bestätigte Gespräche mit einer „deutschen Expertengruppe“, nicht aber direkte Treffen des Brigadiers mit Marsalek. Eine Anfrage dazu ließ das Verteidigungsministerium bis Redaktionsschluss unbeantwortet. Laut KURIER-Informationen könnte zumindest eines dieser Gespräche in der Firma eines ehemaligen Kabinettmitarbeiters des Innenministeriums stattgefunden haben.
Im Nationalen Sicherheitsrat wird es also sehr viele dieser Vorwürfe zu besprechen geben. Unklar ist etwa auch, wie Marsalek zu angeblich sechs österreichischen Reisepässen und Informationen aus dem Verfassungsschutz gekommen ist.
Aufklärung gefordert
Die Neos-Sicherheitssprecherin Stephanie Krisper will den Verflechtungen jedenfalls auf den Grund gehen und stellt drei große parlamentarische Anfragen an die Ressorts für Inneres, Verteidigung und Finanzen. Geklärt werden soll dabei auch, welche Beamte sich mit Vertretern von Wirecard persönlich getroffen haben.
„Wieder einmal steht zu befürchten, dass Überlegungen wie Postenschacher, Freunderlwirtschaft und die Begünstigung von politischen Netzwerken über die Sicherheit Österreichs gestellt wurden“, wettert Krisper. „Es muss dringend aufgeklärt werden, welche Verbindungen es zwischen Marsalek und österreichischen Regierungsmitgliedern sowie dem BVT gibt.“
Laut Innenministerium gibt es derzeit eine interne Arbeitsgruppe aus drei Dienststellen (BK, BAK, BVT), die in der Causa ermittelt. Die Untersuchungen dazu sind derzeit noch am Laufen, wird betont.
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