Dichand & Tojner rittern um Casinos Austria

Christoph Dichand will bei den Casinos einsteigen.
Österreichische Lösung soll in vier Wochen stehen.

Im mühsamen Poker um die Eigentümerstruktur der teilstaatlichen Glücksspiel-Gruppe Casinos Austria plus der Tochter Lotterien werden die Karten neu verteilt. Nachdem das Kartellgericht dem Gaming-Konzern Novomatic Ende August den Einstieg untersagte, will Finanzminister Hans Jörg Schelling eine neue, österreichische Lösung aufstellen.

Novomatic hat jetzt zwar gegen die Entscheidung des Kartellgerichts beim Obersten Gerichtshof Rekurs eingelegt, doch der Berufung werden kaum Chancen eingeräumt. Daher wird eine wettbewerbsrechtlich wasserdichte Alternative gesucht. Mit einigen österreichischen Investoren, die ihr Interesse angemeldet haben, laufen bereits Gespräche. Ein Ergebnis soll in vier Wochen stehen.

Eine maßgebliche Rolle dabei spielen Krone-Chef Christoph Dichand und der Investor Michael Tojner, die schon vorstellig wurden. Schließlich winkt ein gutes Geschäft. Die Casinos-Gruppe unter Karl Stoss ist saniert und liefert wieder Gewinne ab. Dabei hat der Staat durch eine Reduzierung der Glücksspielsteuer freilich mitgeholfen.

Dichand & Tojner rittern um Casinos Austria
Michael Tojner, Global Equity Partners, im Interview in seinem Büro in Wien Mariahilf am 19.11.2013.
Dichand & Tojner pokerten bereits zwei Mal um einen Einstieg bei der Casag. Sie wollten den Drittel-Anteil der Nationalbank-Tochter Münze übernehmen, der allerdings an die Staatsholding ÖBIB ging. Das Duo verhandelte auch über den Anteil der zum VIG-Konzern gehörenden Donau Versicherung (11,3 Prozent). Die Donau verkaufte jedoch an die beiden tschechischen OligarchenKarel KomarekundJiri Smejc .

Während Dichand keine Erfahrung im Glücksspiel hat, kann Tojner durchaus Expertise vorweisen. Er war einer der Gründer des Online-Wettportals bwin und Inkubator des Start-ups Greentube. Der Spiele-Entwickler ist inzwischen an Novomatic verkauft. Bei der Vergabe von drei Neukonzessionen ging Tojner mit einem Projekt ("Casino Flamingo") im eigenen Hotel Intercont ins Rennen, fiel aber durch. Mittlerweile kippte der Verwaltungsgerichtshof alle Bescheide.

Dichand und Tojner sind wirtschaftlich über das Dorotheum verbunden. Das Ehepaar Dichand hält über die Bertha Privatstiftung knapp 16 Prozent am Auktionshaus, Schwester Johanna hat 13,4 Prozent. Tojner besitzt 15 Prozent und sitzt mit Johanna Dichand im Aufsichtsrat.

Erbschaft noch nicht abgehandelt

Dichand müsste den Einstiegspreis fremd finanzieren. Beim aktuell niedrigen Zinsniveau vermutlich kein Problem. Die Verlassenschaft von Krone-Gründer Hans Dichand ist nämlich sechs Jahre nach dem Tod des Medienzaren immer noch nicht abgewickelt. Die Uneinigkeiten unter den Nachfahren dürften gröberer Natur sein.

Aufgrund der komplexen Struktur und der Vorkaufsrechte der derzeitigen Casinos-Eigentümer untereinander ist eine Neuaufstellung alles andere als einfach. Die zu Raiffeisen gehörende LLI, der Versicherungskonzern UNIQA und eine Privatstiftung wollen aussteigen und haben Verträge mit der Novomatic. Die rot-weiß-rote Lösung könnte so aussehen, dass Novomatic unter 25 Prozent bleibt. Dichand & Tojner könnten höher einsteigen, eventuell gemeinsam mit anderen heimischen Investoren. Die Staatsholding hält ein Drittel. Eine Aufstockung der Tschechen soll verhindert werden, ist zu hören.

Seltsame Anzeige

Ein Bericht des KURIER über den SPÖ-nahen Casinos-Vorstand Dietmar Hoscher anlässlich der Wahl des ORF-Generaldirektors (Hoscher ist Vorsitzender des Stiftungsrates) hatte noch ein Nachspiel. Der KURIER berichtete auch darüber, wie Hoscher in den Casinos agiert. Das empörte ihn derart, dass er nicht nur die interne Revision ausschickte, um die "Verräter" ausfindig zu machen. Hoscher ließ bei der Wiener Staatsanwaltschaft im Namen des Unternehmens über die Kanzlei Lansky, Ganzger eine Sachverhaltsdarstellung gegen Unbekannt wegen Verleumdung einreichen. Den Aufwand hätte er dem Unternehmen ersparen können. Die Staatsanwaltschaft prüfte die Anzeige und stellte das Verfahren ein – ohne Ermittlungen einzuleiten. Die Suppe war gar zu dünn.

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