Deutsche Inflation auf höchstem Wert seit 30 Jahren

Symbolbild.
Teuerung im November schon bei 5,2 Prozent. Der Preis für Heizöl hat sich binnen eines Jahres verdoppelt.

Die deutsche Inflationsrate ist im November erstmals seit fast drei Jahrzehnten über die Marke von fünf Prozent gestiegen. Waren und Dienstleistungen kosteten um 5,2 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, bestätigte das Statistische Bundesamt am Freitag. "Eine höhere Inflationsrate gab es zuletzt vor fast 30 Jahren", sagte Statistikamt-Präsident Georg Thiel.

Im Zuge des Wiedervereinigungsbooms waren die Preise im Juni 1992 sogar um 5,8 Prozent gestiegen. Im Oktober war die Inflationsrate noch bei 4,5 Prozent gelegen, im September bei 4,1 Prozent. Auch in Österreich wird für November ein 30-Jahres-Hoch erwartet, jedoch deutlich unter der 5-Prozent-Marke. 

Hohe Energiekosten

Der anhaltende Preisschub kommt vor allem weiter von der Energie: Sie kostete um 22,1 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Mit 101,9 Prozent haben sich dabei die Preise für Heizöl binnen Jahresfrist mehr als verdoppelt, während für Kraftstoffe wie Benzin um 43,2 Prozent mehr verlangt wurden. Auch Erdgas (+9,6 Prozent) und Strom (+3,1 Prozent) wurden merklich teurer. "Neben den Basiseffekten durch die sehr niedrigen Preise im November 2020 wirkte sich auch die zu Jahresbeginn eingeführte CO2-Abgabe preiserhöhend aus", hieß es dazu.

Nahrungsmittel verteuerten sich mit 4,5 Prozent ebenfalls stark. Spürbar mehr kosteten insbesondere Speisefette und Speiseöle (+11,9 Prozent) sowie Molkereiprodukte und Eier (+6,4 Prozent). Für Fahrzeuge mussten um 7,7 Prozent sowie Möbel und Leuchten um 5,3 Prozent mehr hingeblättert werden. Bei Dienstleistungen lag das Plus bei 2,9 Prozent, wobei die Nettokaltmieten um 1,4 Prozent anzogen.

Reallohnverlust

Aus der hohen Inflation ergibt sich für viele Tarifbeschäftigte "ein ungewöhnlich starker Reallohnverlust", wie das Tarifarchiv des gewerkschaftsnahen Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) betonte. Das durchschnittliche Lohnplus dürfte sich heuer auf 1,7 Prozent belaufen, während die Preise im Schnitt um 3,1 Prozent zulegen sollen. Daraus ergibt sich ein Reallohnminus von 1,4 Prozent. Allerdings werde dieser Kaufkraftverlust durch steuer- und abgabenfreie Corona-Prämien in vielen Branchen abgemildert. Diese lagen zwischen 90 Euro in der Süßwarenindustrie und 1.300 Euro im öffentlichen Dienst der Länder.

Die meisten Experten gehen davon aus, dass der Höhepunkt der Inflation inzwischen überschritten ist. So haben die Ölpreise zuletzt nachgegeben. Ab Jänner gesellt sich ein statistischer Bremseffekt hinzu, weil dann die Erhöhung der Mehrwertsteuer aus der Berechnung herausfällt. Auch rechnen Experten damit, dass die preistreibenden Materialengpässe nachlassen werden.

Kommentare