Deutsche Bahn erwartet auch 2021 Milliarden-Verlust

Bahnschienen
Die Schulden des Bahnunternehmens klettern auf über 32 Milliarden Euro. Der Staat soll aushelfen.

Die Deutsche Bahn rechnet mit keinem schnellen Ende der Krise und erwartet auch im nächsten Jahr einen milliardenschweren Betriebsverlust. Schon vor Zinszahlungen und Steuern (Ebit) wird 2021 mit einem Minus von knapp 1,7 Mrd. Euro gerechnet, wie Konzernplanungen zeigen, die der Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag auszugsweise vorlagen. 2022 wird wieder ein Betriebsgewinn von gut einer Milliarde Euro erwartet, der sich bis 2025 auf gut 2 Mrd. Euro steigern soll.

Allerdings werden demnach in den nächsten Jahren auch die Schulden zunehmen: Während sie 2020 noch gut 25 Mrd. Euro betragen werden, schnellen sie bis 2023 auf dann 32,3 Mrd. Euro hoch. Das ist annähernd wieder so viel, wie Bundesbahn und frühere DDR-Reichsbahn in ihrer Endphase auftürmten. 1994 wurden beide vereint und vom Steuerzahler komplett entschuldet.

Die Deutsche Bahn leidet wie andere Verkehrsunternehmen schwer unter der Virus-Pandemie und den ausbleibenden Fahrgästen. Allerdings war der Konzern bereits zuvor in eine Krise mit immer stärker schrumpfenden Gewinnen geraten, die zur Finanzierung der Investitionen bei weitem nicht ausreichten. Besonders die Güterbahn DB Cargo rutschte immer tiefer in die roten Zahlen. 2020 steht sie für einen Verlust von über 700 Mio. Euro. Übertroffen wird dies noch von der Sparte Fernverkehr mit IC und ICE von gut 1,7 Mrd. Euro Verlust. Zusammen mit Sonderabschreibungen etwa auf die internationale Nahverkehrstochter Arriva sowie den Zinszahlungen für die Kredite summiert sich der Verlust unterm Strich in diesem Jahr auf rund 5,6 Mrd. Euro.

Gerade von den Verlusten im Fernverkehr wird sich die Bahn nach den eigenen Planungen auch 2021 nur leicht erholen können. Obwohl im nächsten Jahr mit umfangreichen Impfungen gerechnet wird, geht der Konzern weiter von einem Verlust allein in dieser Sparte von fast einer Milliarde Euro aus. Eine halbe Milliarde kommt von DB Cargo dazu.

Die Deutsche Bahn setzt angesichts der Schuldenlast auf Hilfen ihres Eigentümers. Bereits vor der Coronakrise hatte der Bund im Zuge des Klimapakets der Bahn insgesamt 11 Mrd. Euro bis 2030 als Eigenkapitalspritze in Aussicht gestellt. Dies musste aus Wettbewerbsgründen aber von der EU genehmigt werden. Weil dort Skepsis herrschte, wurde die Eigenkapital-Hilfe auf die Hälfte und nur für die Schienennetz-Sparte gestutzt. Aber auch jetzt sind die Mittel ebenso wenig freigegeben wie eine zusätzliche Corona-Hilfe von 5 Mrd. Euro. Die Konkurrenten des Staatsunternehmens, die mittlerweile einen Anteil am Schienen-Güterverkehr von mehr als der Hälfte und im Regionalverkehr von 40 Prozent haben, beklagen bei der Kommission eine Wettbewerbsverzerrung.

Trotz der angespannten Lage wagt der Konzern auch einen Blick in die fernere Zukunft bis 2030. Dann werde man den Betriebsgewinn auf 3,3 Mrd. Euro gesteigert haben, heißt es in der Planung. Auch dies wären allerdings nicht einmal 20 Prozent mehr als die Bahn in ihrem bisher besten Jahr 2012 erzielt hatte.

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