Der letzte Schrei an den Börsen
Die vom niederösterreichischen Investmentbanker Peter Platzer in San Francisco gegründete und geleitete Satellitenfirma Spire Global geht in New York an die Börse. Das Unternehmen erfasst Daten im Weltraum und verkauft diese an Regierungen und Konzerne.
Derzeit kreisen bereits mehr als 100 Spire-Satelliten im All. Spire Global wird mit 1,6 Mrd. Dollar (1,3 Mrd. Euro) bewertet. Spire Global schließt sich für den Börsengang mit Navsight zusammen – das ist eine Börse-Mantelgesellschaft.
Was ist ein Spac?
Solche Firmen nennt man Special Purpose Acquisition Company – kurz Spac. Diese Spacs sind der letzte Schrei an den US-Finanzmärkten. Im Jänner und Februar gab es mit 250 Börsengängen bereits halb so viel Spacs wie 2020. Nun schwappt der Hype möglicherweise auf Europa über. Vor rund zwei Wochen startete ein Spac an der Frankfurter Börse: der Lakestar Spac I, der vom in Deutschland bekannten Start-up-Investor Klaus Hommels gegründet wurde.
Aber was sind Spacs überhaupt? Vereinfacht gesagt: Institutionelle oder private Anleger kaufen mit Spac-Aktien eine Schatztruhe – nur vorerst ohne Schatz. Man nennt sie auch „Mantelfirmen“ ohne Körper. Wir bleiben beim Bild mit der Schatztruhe. Es gibt natürlich einen Börsenprospekt, bei dem man (wie auch sonst) besonders das Kleingedruckte lesen sollte.
Wichtig: Die Spac-Investoren müssen klar definieren, in welchen Bereichen sie auf Schatzsuche gehen. Meist werden es wohl Tech- oder Digitalfirmen sein. Die Investoren haben dann ungefähr ein bis zwei Jahre Zeit, um ein geeignetes Zielunternehmen zu finden, das in die Schatztruhe schlüpft.
Chance für Start-ups
Das ist besonders für Start-ups attraktiv, die über die Börse ihr Wachstum finanzieren wollen. Sie müssen sich nicht um die aufwendigen Modalitäten eines Börsengangs kümmern, wie das der Fall wäre, wenn sie selbst direkt an die Börse gehen würden. Über ein Spac legen sie sich sozusagen ins gemachte Bett.
Lakestar-Investor Klaus Hommels glaubt, dass die US-Spac-Investoren ihr Auge bald auf Europa werfen. „Weil der Markt für die Spac-Investoren in den USA bald abgegrast ist, kommen sie nach Europa und suchen hier attraktive Start-ups“, sagte er dieser Tage in der Wirtschaftswoche. Hommels befürchtet dadurch einen „strukturierten Ausverkauf der europäischen Hightech-Elite“ Richtung US-Börsen. Deshalb will er mit anderen Investoren weitere Spacs in Frankfurt hochziehen. Auch gut.
Geld auf Treuhandkonto
Aber was passiert eigentlich zunächst mit dem Geld der Anleger, die in die Schatztruhe investieren? Bis ein Schatz-Unternehmen gefunden ist, liegt das beim Börsengang eingesammelte Geld auf einem Treuhandkonto (Lakestar war übrigens acht Mal überzeichnet).
Ist dann ein Unternehmen gefunden, haben die Aktionäre des Spac das letzte Wort. Sie müssen dem Zusammenschluss zustimmen. Wenn nicht, dürfen sie ihre Aktien zurückgeben und bekommen ihr Geld zurück. Womit wir wieder beim Börsenprospekt sind, in dem genau festgeschrieben sein muss, wie wann und unter welchen Konditionen man in einem solchen Fall das investierte Geld wieder voll und ganz zurückbekommt. Aber generell: Welchen Vorteil haben Kleinanleger mit einem Spac überhaupt? Ganz einfach: Die Gründer eines Spac sind Investmentprofis und suchen für ihre Schatztruhe Unternehmen mit Potenzial für einen Hype.
Langfristinvestment
Bei klassischen Börsengängen von Hype-Firmen kommen Privatanleger oft erst dann zum Zug, wenn die Aktien schon stark gestiegen sind. Bei einem Spac ist man also als Kleinanleger von Anbeginn dabei.
Übrigens: Auch für Spacs braucht man Geduld. Denn auch erfolgreiche Start-ups und sogenannte Hidden Champions brauchen ihre Zeit, bis sie zu echten Bringern werden. Wer Geld in Spacs investiert, sollte daher einen Zeitrahmen von fünf bis zehn Jahren einplanen. An der Börse Wien gibt es vorerst noch keine Spacs.
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