Der Firmenbestatter: Herr Pimperl dreht das Licht ab
Hans Michael Pimperl empfängt den KURIER in der Hahngasse 3 in Wien-Alsergrund in der früheren Zentrale des insolventen Wiener Zinshaus-Entwicklers CPI.
Der 70-Jährige hat ein Gefriersackerl voll mit Schlüsseln mitgebracht und führt den KURIER durch mehrere Etagen. Wo früher gut 80 Personen beschäftigt waren, herrscht gähnende Leere. Dabei schauen die Büros in dem mehrstöckigen Gebäude so unaufgeräumt aus, als hätten die Beschäftigen alles abrupt liegen und stehen lassen. Das Gebäude selbst ist längst verkauft.
Hans Michael Pimperl ist in Dutzenden CPI-Unternehmen als Geschäftsführer eingetragen, die wichtigsten Gesellschaften sind pleite. Die gesamten Verbindlichkeiten der CPI-Gruppe beziffert er auf 550 Millionen Euro. Dabei schauten auch Anleger, die zehn Anleihen der CPI Immobilien zeichneten, durch die Finger. Sie haben 46,4 Millionen Euro Forderungen angemeldet und müssen mit einem Totalverlust rechnen, weil kein nennenswertes Vermögen vorhanden ist.
Vierzehn Freisprüche
Zuletzt war Pimperl in die Schlagzeilen geraten, weil er drei frühere Gesellschaften des Gastro-Unternehmers Martin Ho in die Insolvenz geführt hat.
Hans Michael Pimperl hat 110 aufrechte Geschäftsführer-Funktionen im Firmenbuch eingetragen und weitere 125 Funktionen wurden nach Beendigung seiner Aufgaben in den vergangenen Jahren wieder gelöscht. De facto ist der gelernte Industriekaufmann ein „Firmenbestatter“.
„Ich werde dann herangezogen, wenn Unternehmen abgewickelt gehören, egal ob sie saniert oder in einen geordneten Konkurs geführt werden müssen“, sagt Pimperl zum KURIER. „Ich mache das schon seit 1990. Ich bin in den vergangenen 20 Jahren 14 Mal strafrechtlich wegen Krida-Delikten angeklagt gewesen, aber bin vierzehn Mal freigesprochen worden.“
Vor allem Anwälte engagieren den Firmenabwickler, wenn deren Kunden in der Regel nicht mit einer Insolvenz in Verbindungen gebracht werden wollen.
„Im Fall der CPI hat mich aber der Nachlassverwalter des verstorbenen CPI-Gründers Ernst Kreihsler als Geschäftsführer eingesetzt, auf Anraten des Steuerberaters, weil der weiß, dass ich das kann“, sagt Pimperl zum KURIER. „Viele CPI-Gesellschaften sind in Konkurs geführt worden, etliche sind saniert und viele Beteiligungen verkauft worden.“ Nachsatz: „Im Fall des Gastrounternehmers Martin Ho bin ich vom Anwalt Hos angerufen worden, der mich gefragt hat, ob ich das machen kann.“
Laut Pimperls Erzählungen hätte er die drei früheren Ho-Firmen sanieren wollen bzw. sollen. „Zwei Firmen hatten Lokale betrieben und ich hätte nur das Personal übernommen und der Ho-Gruppe zur Verfügung stellen sollen“, behauptet der Abwickler. „Ich konnte aber nicht so schnell eine Gewerbeberechtigung für Personalbereitstellung erlangen.“ Daher sei ihm der Vertrag mit der Ho-Gruppe gekündigt worden.
Auch persönlich zahlungsunfähig
Eine entsprechende Gewerbeberechtigung hätte Pimperl wahrscheinlich gar nicht bekommen. Denn er ist aktuell nicht nur Geschäftsführer von 33 insolventen Gesellschaften, sondern auch persönlich zahlungsunfähig.
Er habe für etliche Unternehmen persönliche Haftungen übernommen, so seine Erklärung. Ein Privat-Konkursverfahren konnte in weiterer Folge aber bisher nicht eröffnet werden, weil kein Vermögen vorhanden ist, um die Eröffnungskosten des Verfahrens abzudecken. Das Eingeständnis der Zahlungsunfähigkeit hat das Gericht schon 2022 rechtskräftig bestätigt.
Existenzminimum
Die Arbeit geht ihm aber nicht aus. „Ich sitze jede Nacht bis drei in der Früh und stehe um sechs Uhr auf. Als Ein-Mann-Show ist das schon sehr schwierig“, sagt er. „Ich bekomme jeden Tag 250 Briefe und 250 Mails und etwa 25 RSa- und RSb-Briefe.“ Nachsatz: „Ich habe allein im Vorjahr 90 Firmen in Konkurs geschickt. Wenn eine Firma konkursreif ist, dann ist das halt so.“
Da Hans Michael Pimperl persönlich zahlungsunfähig ist, lebt er derzeit vom Existenzminimum in Höhe von 1.024 Euro, der Rest wird gepfändet.
Sein Ziel ist es, in den nächsten Jahren seinen eigenen Privatkonkurs erfolgreich abwickeln zu können. Dazu würde ihm ein Geschäftspartner einen Job geben und somit finanziell unter die Arme greifen. Danach will er in Pension gehen.
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