AK Wien erhebt schwere Vorwürfe gegen den Szenegastronomen Martin Ho

AK Wien erhebt schwere Vorwürfe gegen den Szenegastronomen Martin Ho
In 78 Fällen sollen Löhne nicht, nicht rechtzeitig oder nicht vollständig bezahlt worden sein. Hos Anwalt weist die Vorwürfe zurück. Indes meldet sich auch "Sanierer" Pimperl zu Wort.

Bei der Rechtsberatung der Arbeiterkammer (AK) Wien haben sich heuer schon 78 Beschäftigte einer Gastro-Gruppe Hilfe geholt, weil sie angeblich nicht, nicht rechtzeitig oder nicht vollständig bezahlt wurden. Diese Häufung von Beschwerden ist auch für die AK Wien außergewöhnlich. Die Fälle betreffen niemand geringeren als den Szenegastronomen Martin Ho und seine Dots-Gruppe, die etwa 250 Mitarbeiter beschäftigt.

„In 37 Fällen wurden die ausstehenden Beträge nach Klagsdrohungen bezahlt, in 41 Fällen mussten wir den Gerichtsweg bestreiten“, sagt AK-Experte Ludwig Dvořák. „Betroffene Arbeitnehmer haben uns berichtet, während sie auf die Bezahlung der offenen Löhne warten, werden neue Beschäftigte aufgenommen. Sollte sich das bewahrheiten, dann könnte das strafrechtlich relevant sein.“ Nachsatz: „Dann könnte das ein Betrugsfall sein, aber das müssen wir erst prüfen.“

Der Verdacht wird von Hos Rechtsanwalt Nikolaus Rast zurückgewiesen. „Es ist der nächste Versuch, meinen Klienten anzupatzen und haltlose Behauptungen in den Raum zu stellen. Es wird sich auch hier zeigen, dass sämtliche Anschuldigungen frei erfunden sind“, kontert sein Anwalt Rast im KURIER-Gespräch. Kurios ist jedenfalls, die Stellungnahme der Dots-Group. Sie stellte klar, dass Martin Ho keine operative Führungsaufgabe in der Gastro-Group wahrnimmt.

Verfahren eingestellt

„Erneut versuchen ehemalige Mitarbeiter, die Firma anzugreifen, nachdem das Ermittlungsverfahren eingestellt wurde“, heißt es darin. Fakt ist, dass die Staatsanwaltschaft Wien Ermittlungen wegen angeblich falscher Abrechnung von Corona-Förderungen kürzlich gegen Ho eingestellt hat.

Die Dots-Gruppe legt auch Wert auf die Feststellung, „dass die Vorwürfe der Arbeiterkammer allesamt keine Unternehmen der Gruppe betreffen“. Tatsächlich betreffen die Fälle die Dots Nussdorf GmbH, die Dots Establishment GmbH und die Dots at the Leo Grand GmbH. Alle drei haben eines gemeinsam: Sie haben im Oktober 2023 ihre Namen, das Gewerbe, den Eigentümer und Geschäftsführer gewechselt. Sie heißen nun Boa Lynn Flowers GmbH, Rixi One- und Rixi Seven Personalverwaltung GmbH. Neuer Eigentümer ist Hans Michael Pimperl. Der 69-Jährige ist eine Art „Firmen-Bestatter“. Insgesamt 127 aktive Funktionen hat er im Firmenbuch eingetragen, weitere 98 Funktionen sind gelöscht. Pimperl selbst ist im Privatkonkurs.

Dubioser Vorgang

Er sagt, er habe die drei Firmen mit 60 Mitarbeitern übernommen. „Ich hätte den Lokalen das Personal zur Verfügung stellen sollen und die Leute hätten wir weiterbeschäftigt“, sagt Pimperl zum KURIER. „Nur haben mir Hos Leute gesagt, ich hätte ja keine Gewerbeberechtigung und sie haben mir die Verträge gekündigt. Das war unangenehm für mich, denn ich musste das Personal kündigen und alle drei Gesellschaften in Konkurs schicken.“

 

Die Branchen

Anh Tuan Ho alias Martin Ho ist seit 2005 mit der Dots Group als Unternehmer Martin Ho  in Österreich tätig. 
Die  Gruppe erwirtschaftet in den Bereichen Gastronomie, Hotellerie, Ausstellungen und Kunsthandel mit etwa 250 Mitarbeitern 15 Millionen Euro Umsatz. 

Zwölf Gastrobetriebe

Sie betreibt die drei Restaurants „Dots Establishment“, „Dots at The Leo Grand“, „404 – Don’t Ask Why“,), die Eventlocation „Dots Palais“, das Street-Food-Lokal „IVY“s PHO“, fünf Clubs „DOTS – THE HIDDEN CLUB“, „Pratersauna“, „VIE i PEE“, „X Club“sowie das „Take Five“ in Kitzbühel; und das Hotel „La Petite Ivy“  in der Wachau. Erzeugt wird auch Gin und Wodka.  

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