Bei uns ist das etwa Stahl und Alu. Stahl in Europa ist jetzt schon 80% recycelt, Alu teilweise bis 100 Prozent, je nach Produzent. In China ist der Prozentsatz niedriger. Recycelte Metalle haben auch den Vorteil, dass sie in der Erzeugung weniger Energie brauchen. Schwieriger ist die Situation beim Plastik, da wird noch wenig recycelt. Denn anders als bei Stahl oder Alu, wo man beim Recyceln keinen Qualitätsverlust hat, ist das bei Plastik nicht der Fall, Plastik verliert da an Qualität. Aber da investieren wir zum Beispiel in eine französische Firma, die ein Enzym entwickelt hat, das Plastik auffrisst und daraus kleinere Moleküle macht, das sich besser zum Recyceln eignen. In dem Bereich wird sehr viel geforscht, wir gehen davon aus, dass in drei bis fünf Jahren bessere Lösungen vorliegen werden, um Plastik ebenfalls hochqualitativ recyceln zu können.
Weltweit werden nur neun Prozent der Produkte recycelt, wie schaut es in Europa aus?
Da kommen wir teilweise auf bis zu 30 Prozent, besonders gut sind die Niederlande, Deutschland, Schweiz und die Skandinavier.
Wie finden sie die Firmen, in die Sie investieren?
Das ist eine große Herausforderung. Es gibt keinen Daten in den Geschäftsberichten, die dafür eindeutig sind, wer wieweit circulär wirtschaftet. Wir benutzen Programme wie AlphaSense mit künstlicher Intelligenz, die alle öffentlich zugänglichen Dokumente durchsuchen, von Medien bis Geschäftsberichte, nach Schlüsselwörtern, es wird dann eine Liste erstellt, die wir regelmäßig bearbeiten, um zu sehen, was sich tut und wo eine Investition lohnend sein könnte. Und natürlich haben wir mittlerweile im Team entsprechend viel Expertise, wir verwalten den größten Fonds am Markt mit 450 Millionen Euro.
Wie viele Firmen sind da dabei?
Momentan 54 Firmen. Wir haben insgesamt ca. 150 Firmen weltweit identifiziert, die führend beim Thema Kreislaufwirtschaft sind. Eine österreichische ist da noch nicht dabei, leider. Es gibt eine Konzentration in Nordeuropa, in Skandinavien.
Sie investieren auch in große Mienenbetreiber?
Ja, wir investieren auch in Mienenunternehmen, weil die diese oft auch in der Kreislaufwirtschaft tätig sind und dort investieren, auch wenn das überraschend ist. Die schürfen einerseits Ressourcen und betreiben andererseits auch Recycling mit ihren Rohstoffen, also Mineralien.
Welche Geschäftsmodelle haben da besonders viel Potenzial?
Alles was uns ermöglicht, Plastik besser zu recyceln. Und viel Neues, es gibt etwa eine schwedische Firma, die mit Textilien arbeitet und einen Prozess patentiert hat. Die bauen bereits eine Fabrik, wo Textilfasern besser wiederverwendet werden können. Da hat auch ein Moderiese investiert. Bisher ist es schwierig, ein Baumwollhemd zu recyceln, die können das. Spannend sind viele Betriebe, die Materialien recyceln können, etwa eine große US-Firma, die altes Speiseöl aus der Gastronomie sammelt und daraus unter anderem Tierfutter bis Biodiesel herstellt. Das Öl muss man ja aus zehntausenden Betrieben geholt werden, da braucht es exzellente Logistik. Oder ein belgisches Unternehmen, die haben etwa Kobalt im Kongo abgebaut. Heute sind sie führend beim Batterierecycling. In Belgien können sie alle mögliche Batterien mit unterschiedlichem Inhalt recyceln, indem sie die Rohstoffe trennen. Auch die deutschen Autokonzerne beginnen damit. Das wir aber noch Jahre dauern. Und eben alle Unternehmen die uns helfen, Produkte länger im Kreislauf zu halten. Auch Online-Handelsbörsen für gebrauchte Güter sind da interessant. Das ist auch Teil einer Kreislaufwirtschaft. Aber auch Konsumgüterhersteller versuchen, ihre Verpackungen nachhaltiger zu machen oder Reifenhersteller. Reifen sind bisher sehr schlecht recyclebar, weil über 200 Materialien in einem Reifen sind. Die haben einen Plan, wie sie das rasch verbessern wollen, indem mehr Naturgummi verarbeitet wird.
Sind in einem Handy nicht ohnehin viele wertvolle Rohstoffe?
Das sind schon Rohstoffe drin, die sind aber kaum etwas wert. Bei einem 1000.-Euro Handy sind Rohstoffe im Wert von zwei, drei Euro drinnen, Gold und Platin und Lithium. Deswegen brauchen wie Gesetze, um Anreize zu schaffen, damit hier bessere Lösungen entstehen können. Etwa Handy-Produzenten dazu verpflichten, dass Handys zu 80 Prozent aus recycelten Stoffen gemacht werden. Ähnlich bei der Autoproduktion, dass 80 Prozent der Materialen recycelbar sein müssen. Es kommen da viele Gesetze, die Europa schon bis 2030 fitter für eine Kreislaufwirtschaft machen.
Und wie sieht das Potenzial aus – weltweit?
Das ist natürlich sehr groß, wenn wir weltweit erst bei nicht einmal zehn Prozent curricularer Wirtschaft sind. Es wird das nächste große Thema sein. Wir werden zum Schluss da nicht auf hundert Prozent kommen, aber Ziel wird es jetzt einmal sein, in zehn, 15 Jahren den Wert zu verdoppeln.
Gibt es ein Label für Kreislaufwirtschaft?
Nein, es wird aber Teil der EU-Taxonomie, nach deren sechs Umweltzielen. Da geht es unter anderem um Klima- und Klimawandelanpassung, und eben auch um Kreislaufwirtschaft. Dafür braucht es neue Regeln für die technischen Voraussetzungen. Die Taxonomie gibt es noch nicht, das wird kommen, 2023 bis 2024.
Die EU-Taxonomie hat Gaskraft und Atomkraft als grüne, nachhaltige Investitionen eingestuft. Ist für Sie relevant?
Nein, weil wir nicht in Energieunternehmen investieren.
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