Der Automarkt steht unter Strom

Immer mehr Staaten locken Auto-Käufer mit Förderungen zu E-Fahrzeugen.
Ab 2025 sollen Neuwagen mit Benzin oder Diesel verboten werden; E-Autos legen weltweit stark zu.

Ausgerechnet das Öl- und Gas-reiche Norwegen macht vor, wo die Zukunft des Autos liegen soll: bei Strom und nicht bei Benzin und Diesel. Ab 2025 will das Land den Verkauf von Pkw und Klein-Lkw, die mit fossilen Treibstoffen fahren, gänzlich verbieten – als weltweit erster Staat.

Das sieht jedenfalls der nationale Transportplan vor, der allerdings noch vom Parlament beschlossen werden muss. Die Hauptstadt Oslo hat schon im November des Vorjahres angekündigt, dass sie Benzin- und Dieselfahrzeuge ab 2019 nicht mehr in die Innenstadt lassen will. Die Emissionen des klimaschädlichen Kohlendioxids sollen dadurch halbiert werden.

Norwegen ist schon jetzt Europas Spitzenreiter in der E-Mobilität. Mehr als ein Fünftel aller Neuwagen sind dort mit Strom betrieben. Hinter Norwegen kommt dann lange nichts. Schweden, Dänemark, Großbritannien, Irland und die Schweiz liegen bei ein bis zwei Prozent E-Autos, die anderen europäischen Länder unter einem Prozent.

China prescht vor

Weltweit hat übrigens China bei E-Autos in absoluten Zahlen die Nase vorn: Im Vorjahr wurden dort 207.000 Strom-Fahrzeuge neu zugelassen, geht aus einer Untersuchung des deutschen Center of Automotive Management (CAM) hervor. Da verwundert es auch nicht, dass chinesische Unternehmen sich international nach Zukäufen in diesem Bereich umsehen. Erst zu Wochenbeginn hat Zhonghuan Investment Management aus Peking angekündigt, die Mehrheit an Elektrofahrzeuge Stuttgart (EFA-S) zu übernehmen. Das Unternehmen rüstet unter anderem Lieferwägen auf Elektroantrieb um.

Gleich hinter China an zweiter Stelle liegen die USA. 115.000 neu zugelassene E-Fahrzeuge hat es im Vorjahr gegeben. Kalifornien ist dort seit Langem Spitzenreiter in punkto E-Mobilität. Bis 2025 will der Sonnenstaat 1,5 Millionen Elektrofahrzeuge (inklusive Hybrid) auf seinen Straßen haben.

Hoch subventioniert

Der Elektroauto-Boom wird weltweit mit Steuererleichterungen finanziert. Norwegen hat in der jüngsten Vergangenheit umgerechnet 420 Millionen Euro im Jahr in die Förderung von E-Autos gesteckt. Zudem fällt beim Kauf keine Mehrwertsteuer an und Strom-Fahrzeug-Besitzer können in vielen Städten kostenlos parken, dürfen Busspuren benutzen und sind von der Maut befreit.

In China gibt es Kaufprämien und Steuervorteile für Elektrofahrzeuge. Den größten Schub aber dürften Zulassungsvorgaben ausmachen. Die Stadt Peking lässt wegen des enormen Smog-Problems nur noch E-Autos neu zu. Zudem treibt China den Ausbau der Infrastruktur für die Elektromobilität voran. Bis 2020 sollen Zigtausende neue Ladestationen und 4,8 Millionen Ladesäulen aufgestellt werden.

Auf direkte Prämien beim Autokauf setzen die USA, Großbritannien und Frankreich. Franzosen erhalten 10.000 Euro beim Neukauf. Einen wahren Boom hat das interessanterweise aber noch nicht ausgelöst. Im Vorjahr waren gerade einmal 0,8 Prozent der Neuzulassungen mit Strom betriebene Fahrzeuge.

Die Experten vom deutschen CAM haben drei wichtige Maßnahmen ausgemacht, die die Elektromobilität vorantreiben sollen: Innovation soll die Kosten der Batterien senken und damit die Konkurrenzfähigkeit der E-Autos erhöhen. Weiters müsse die Zahl der Stromtankstellen rasch erweitert und die Tank-Zeit verkürzt werden. Noch mangle es an Geschäftsmodellen, die solche Investitionen rechtfertigen würden. Und schließlich: E-Mobilität ist nur sinnvoll, wenn sichergestellt ist, dass der Strom aus regenerativen Quellen kommt.

E-Autos in Österreich

Staatliche Förderungen für E-Autos wie in Norwegen sind in Österreich bei weitem nicht so ausgeprägt. Immerhin brachte die Steuerreform Anreize. So fällt die Normverbrauchsabgabe (Nova) und die motorbezogene Versicherungssteuer weg. Zudem ist die volle Absetzbarkeit von der Vorsteuer gegeben und E-Autos sind von der Sachbezugsregelung befreit. „Bei 480 Euro Sachbezug im Monat erspart sich ein Angestellter mit einem E-Auto fast 6000 Euro im Jahr“, sagt Michael Viktor Fischer, Geschäftsführer von Smatrics. Dabei handelt es sich um ein Joint-Venture von Siemens und Verbund, das Ladestationen für E-Autos anbietet.

5000 Neuanmeldungen heuer erwartet

Die Erleichterungen schlagen sich laut Fischer bereits in den Zulassungszahlen nieder. Im Jänner und Februar gab es 474 Neuzulassungen, im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein Zuwachs um 268 Stück. „Ich rechne heuer mit bis zu 5000“, sagt Fischer. Das wäre eine Verdoppelung des Bestands an heimischen E-Autos. Freilich: Bei einem Gesamtbestand von rund 4,7 Millionen Pkw im Land eine noch immer überschaubare Größe. Das im Jahr 2009 festgelegte Ziel der Bundesregierung von 250.000 E-Autos bis 2020 scheint unerreichbar.

Kein Zwang

Fischer spricht sich gegen Zulassungs-Zwänge wie in Norwegen aus. „Man sollte politisch nichts übers Knie brechen.“ Zudem sei es von technischer Seite her „schon recht ambitioniert“, auch wenn in rund zehn Jahren die Reichweite eines E-Autos durchaus 1000 Kilometer betragen könnte und auch viel mehr Modelle auf dem Markt sein würden.

„So weit wie Norwegen sind wir noch nicht“, sagt auch Benjamin Machalik vom Bundesverband Elektromobilität (BEÖ). Sinnvoll sei die Maßnahme zwar, alleine, um den EU-Vorgaben bzgl. -Ausstoß gerecht zu werden. Fraglich sei aber, ob das Ziel bis dahin technisch umsetzbar sein werde.

Der BEÖ vertritt die Energieversorger in Sachen E-Mobilität. Ziel ist es unter anderem, bis Jahresende einen einheitlichen Standard bei den Ladestationen herzustellen. Derzeit kann etwa ein Kunde der Wien Energie mit seiner Tankkarte nur in Wien tanken. Künftig sollen die Tankkarten ohne Aufpreis in allen Bundesländern benutzbar sein.

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