Debatte über 700 Euro Mindestlohn für Lehrlinge

Bild vom Tag der Lehre in Wien
Gewerkschaftsjugend fordert flächendeckende Anhebung in allen Branchen. Viele Klein- und Mittelbetriebe könnten sich das nicht leisten.

Mehr Geld. Die Verhandlungen über eine flächendeckende Anhebung der kollektivvertraglichen Mindestlöhne auf 1500 Euro erfasst nun auch die Lehre. Die Gewerkschaftsjugend (ÖGJ) fordert eine Mindestlehrlingsentschädigung von 700 Euro in Österreich. "Warum sollen FloristInnen eine Lehrausbildung absolvieren, bei der man im ersten Lehrjahr 400 Euro verdient, wenn man als HilfsarbeiterIn mit bis zu 1600 Euro rechnen kann?", fragt ÖGJ-Vorsitzender Sascha Ernszt. Jugendliche, die in prekären Verhältnissen leben, würden so gezwungen, zu entscheiden ob sie sich eine Lehre leisten könnten.

Einen ersten Verhandlungserfolg kann die Gewerkschaft schon verbuchen: In der Hotellerie und Gastronomie wurde im Zuge der jüngsten KV-Verhandlungen eine Aufstockung auf 700 Euro im ersten Lehrjahr ab Mai erreicht. Der Tourismus zählt damit zu den Branchen, die ihrem Nachwuchs verhältnismäßig viel zahlen. Spitzenreiter ist die Baubranche, wo ein Maurerlehrling mit 925 Euro im Monat beginnt.

Gewerbe bremst

Anders ist die Situation im Gewerbe und Handwerk, wo sich viele Klein- und Mittelbetriebe mehr als 500 Euro im ersten Lehrjahr schlicht nicht leisten können. "Die Lehre ist eine Ausbildung, als solche sollte sie auch gesehen werden", sagt Renate Scheichelbauer-Schuster, Spartenobfrau in der Wirtschaftskammer. Anders als Schüler würden Lehrlinge immerhin schon während der Ausbildung verdienen. Einen flächendeckenden Mindestlohn lehnt sie ab. Die Höhe der Lehrlingsentschädigung sollte den Sozialpartnern in den einzelnen Branchen überlassen bleiben. Scheichelbauer-Schuster zählt auch auf die ab Juli gültige Ausbildungspflicht bis 18. Junge Hilfskräfte zu beschäftigen würde dadurch erschwert.

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