Rund 80 bis 90 Prozent der Masken, die in Europa importiert werden, stammen aus China. Ein Riese etwa ist die Firma Jiangsu Yingyuan, die erst 2020 gegründet wurde und hohe Stückmengen – auch über Alibaba – vertreibt. Bei einer Bestellmenge von 50.000 Masken kostet das Stück zwischen 0,05 und 0,10 Dollar. Etwa zwei Handvoll Firmen produzieren in Österreich Masken, darunter sind die wegen Falschetikettierung aufgefallene Hygiene Austria, die Mundschutz und Hygiene Zentrum GmbH sowie das Start-up Aventrium.
Aventrium-Chef Dominik Holzner verlagert derzeit seine Maschinen an einen neuen Standort in Gleisdorf, wo er künftig bis zu einer Million Masken pro Tag herstellen kann. Derzeit sitzt er noch auf einem gut gefüllten Lager mit neun Millionen Masken. Holzners Masken sind mit 1,39 Euro pro Stück deutlich teurer als vergleichbare China-Ware.
Dicker als China-Ware
Der Aventrium-Chef legt Wert auf die Feststellung, dass seine FFP2-Masken drei Mal so dick sind wie China-Ware und auch besser filtern. Norbert Kerekes von der Salzburger Maskenproduzenten Mundschutz und Hygiene Zentrum GmbH sagt, dass sich die Produktion ab einem Verkaufspreis von 60, 70 Cent pro Maske wirtschaftlich rechne. Mit den China-Preisen von wenigen Cent pro Stück können die heimischen Produzenten nicht mithalten. „Wir wollen uns gar nicht einlassen auf das Preisniveau aus China. Zu diesen Preisen können wir nicht einmal das Material einkaufen“, sagt Kerekes zum KURIER. „Wir haben auch von der Qualität her wesentlich besseres Material. Wir sind der einzige Betrieb, der alle Zertifizierungen in Österreich gemacht hat.“
Damit Masken verkauft werden können, benötigen die Hersteller eine EU-Konformitätserklärung, die die grundlegende Gesundheits- und Sicherheitsanforderung nachweist. Diese muss von einer unabhängigen Prüfstelle zertifiziert werden, die sich die Hersteller selbst aussuchen können. Geprüfte Masken erhalten ein CE-Kennzeichen und eine vierstellige Nummer der Prüfstelle (siehe Grafik). Auffällig: Innerhalb der EU gibt es 40 solcher Prüfstellen, darunter zwei aus Österreich.
Die meisten aus China importierten Masken tragen jedoch die CE-Nummer 2163. Diese Nummer gehört zur „Universal Certification“, einer Prüfstelle aus der Türkei, die laut Medienberichten inzwischen mehr als 600 verschiedene Masken zertifiziert hat. Die Prüfungen selbst werden auch an Subfirmen ausgelagert, zum Teil an chinesische Testlabors. Alles legal, möglich gemacht durch die Zollunion der Türkei mit der EU.
Wegen Ungereimtheiten hat die EU der türkischen Firma inzwischen die Akkreditierung zur Prüfung von persönlicher Schutzausrüstung (PSA) entzogen. Zertifikate, die vor Juni 2021 ausgestellt wurde, sind aber weiterhin zugelassen.
Konsumentenschützer warnen vor schlechter Qualität und fehlender Schutzwirkung vieler Masken. Die Deutsche Stiftung Warentest konnte bei ihrem jüngsten Test nur vier von elf FFP2-Masken empfehlen. Die Modelle stammten von Anbietern, die auf Arbeits- und Atemschutzmasken spezialisiert sind, wie 3M oder Uvex. Sieben Masken wiesen Mängel bei Passform oder Atemkomfort auf. Details zum Test finden Sie hier. Auch gefälschte Masken, etwa ohne CE-Nummer, sind im Umlauf. Im Internet sind unter produktwarnung.eu sind aktuelle Rückrufe angeführt.
Weltweit werden laut einer Studie im Fachmagazin Environmental and Science Technology jeden Monat etwa 129 Milliarden Masken getragen – und müssen danach entsorgt werden. Ein Problem: FFP2-Masken sind aus synthetischen Fasern und nicht recyclebar. Laut Greenpeace braucht eine Maske 450 Jahre, bis sie sich vollständig zersetzt. Die Masken gehören daher nicht ins Altpapier, sondern unbedingt in den Restmüll. Sonst landen sie früher oder später als Mikroplastik in den Gewässern. Lisa Panhuber von Greenpeace relativiert: „Die Müllmenge bei diesem sinnvollen Einwegprodukt ist aber deutlich geringer als die Müllberge, die jährlich durch unnötige Einwegverpackungen für Sportgeräte, Textilien oder Elektronik anfallen.“
Kommentare