Das globale Zittern an den Börsen
Es ist so einiges, das die Börsen weltweit aktuell belastet. Wie entscheidet sich die US-amerikanische Notenbank Fed – wie hoch wird die Zinserhöhung, die als fix gilt, wohl aussehen? Wie rasch wird die Fed ihre Wertpapierbestände abschmelzen? Und wie geht es im Ukraine-Konflikt weiter – wird Russland in der Ukraine einmarschieren?
All diese Fragen beschäftigen aktuell nicht zuletzt die Börsen, und zwar doch deutlich. Der heimische ATX beispielsweise sackte am Montag um 4,07 Prozent ab, der deutschen DAX sank um 3,8 Prozent und der europäische EuroStoxx50 um rund 3,6 Prozent.
Wieder Minus bei Bitcoin
Der Preis für die Rohölsorte Brent aus der Nordsee hat zwar zwischenzeitlich leicht zugelegt, lag zwischenzeitlich rund minus drei Prozent und am Abend bei knapp minus ein Prozent. Auch die Kryptowährung Bitcoin verlor gestern erneut deutlich um rund sieben Prozent und sank auf einen Halbjahrestiefstand von 32.790 US-Dollar.
Crash prognostiziert
Der US-Starinvestor Jeremy Grantham, 83, sieht einen Crash herannahen und geht von einer starken Kurskorrektur des US-Aktienmarkts aus. Er sieht ein Platzen der Blase wie beim Crash 1929, der Dotcom-Pleite 2000 und der Finanzkrise 2008. Als Gründe für diese Annahme führt Grantham unter anderem an, dass spekulative Aktien mit Februar 2021 zu fallen begonnen haben und zuletzt die Art von „verrücktem Anlegerhalten“ dazugekommen wäre, das auf eine Blase im Spätstadium hinweise – etwa Meme-Aktien wie bei Gamestop und der Aufstieg von Kryptowährungen wie Dogecoin.
„Zur Zeit durchleben wir eine Unsicherheitsphase. Wir haben das erwartet“, analysiert Fritz Mostböck, Leiter des Bereichs Group Research der Erste Group, im Gespräch mit dem KURIER die aktuelle Situation. Auch die höhere Volatilität habe man erwartet.
Bisher sei die Entwicklung aber keine dramatische – vielen Indizes hätten seit Jahresbeginn einige Prozent verloren, der ATX etwa rund 4 Prozent. „Aus meiner Sicht ist das bis dato unproblematisch“, so Mostböck.
Ukraine als Hauptthema
Er sieht nicht so sehr die nahende Fed-Entscheidung als das große Problem für die Börsen, sondern die geopolitische Unsicherheit in Bezug auf die Ukraine-Krise. „Was mit Russland und der Ukraine passiert, ist nicht einzuschätzen.“ Wenn die Lage in der Ukraine eskaliert, dann „wäre es für alle Märkte weltweit sehr negativ“, stellt der Chefanalyst der Erste Group klar. Was die Fed-Entscheidung, die für Mittwoch erwartet wird, angeht, erwarte die Erste Group zwei Zinserhöhungen, für März und für Juni.
Diese Entscheidung werde wohl nur kurzfristige Auswirkungen haben. Dass die EZB auch in Europa die Zinsen erhöhen wird, sieht Mostböck jedenfalls für heuer nicht. Auch die Pandemie ist nach wie vor eine Unbekannte, die sich im Verlauf des Jahres noch deutlich auf die Börsen auswirken könnte – Stichwort mögliche neue Mutationen.
Nach wie vor sieht Mostböck aus heutiger Sicht ein leichtes, zweistelliges Performancewachstum des ATX für das laufende Jahr auf bis maximal 4.500 Punkte. Aktien sollten jedenfalls auch heuer ein besserer Inflationsschutz sein, so der Analyst.
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