Das Desaster um René Benkos Prestige-Rohbau Lamarr

Das Desaster um René Benkos Prestige-Rohbau Lamarr
Der Wert der Immobilie soll sich in kurzer Zeit verdreifacht haben.

Anfang Februar 2024 ist die Mariahilfer Straße 10-18 Immobilien GmbH, ein Unternehmen des Signa-Konzerns, mit 276,5 Millionen Euro Verbindlichkeiten in die Pleite geschlittert, jetzt will Masseverwalter Clemens Richter die dahinterstehende Liegenschaft des geplanten Benko-Prestigeprojekts „Kaufhaus Lamarr“ zu Geld machen.

„In der ersten Phase des Insolvenzverfahrens galt es, die fortgesetzte Sicherung der Baustelle zu organisieren“, erklärt Richter. „Durch den nunmehr eingeleiteten strukturierten Verkaufsprozess soll der bestmögliche Erwerber gefunden und die seit Monaten bestehenden Unsicherheiten hinsichtlich der Zukunft des Projektes Lamarr geklärt werden.“

Das Bauvorhaben umfasst den Neubau eines Premium-Warenhauses und eines Hotels samt bestehender Tiefgarage und einem großzügigen Dachgarten, der verpflichtend öffentlich zugänglich sein muss.

„Der Rohbau ist fertig gestellt, Vormontagen der haustechnischen Anlagen und Fördertechniken sind erfolgt“, so Richter.

260 Millionen Euro Bankschulden

Ursprünglich befand sich auf dem Grundstück mit einer Baufläche von 7.377 Quadratmetern an der Adresse Mariahilfer Straße / Ecke Karl-Schweighofer-Gasse das Leiner-Möbelhaus. Nachdem die Möbelkette Kika/Leiner unter dem damaligen südafrikanischen Eigentümer Steinhoff 2017 in die Schieflage geschlittert war, kaufte René Benko mit einer Privatstiftung zum Jahreswechsel 2017/18 das Leiner-Haus zum Schnäppchenpreis von 60 Millionen Euro. Später soll die Immobilie für 190 Millionen Euro von der Signa übernommen worden sein.

Die Bankschulden der Mariahilfer Straße 10-18 GmbH betragen 260 Millionen Euro. Doch der diesbezügliche Bankkredit soll nicht ausgeschöpft sein.

Wie der KURIER berichtete, soll die Bank Austria zuletzt die Zug-um-Zug-Zahlungen eingestellt haben, was zum Baustopp im Dezember 2023 führte.

Sicher ist auch, dass zwei Banken im Grundbuch Pfandrechte in Höhe von 390 Millionen Euro eingetragen haben, 295 Millionen Euro entfallen auf die UniCredit Bank Austria und 95 Millionen Euro auf die Raiffeisenlandesbank OÖ.

Der Verkauf der Liegenschaft muss in der Ediktsdatei des Justizministeriums bekannt gegeben werden.

Preis noch unklar

„Ich gehe davon aus, dass der Masseverwalter ein Verkehrswertgutachten für diese Liegenschaft einholen wird“, sagt Gerhard Weinhofer von Creditreform zum KURIER. „Wenn die Liegenschaft verkauft ist, gibt es eine sogenannte Meistbotsverteilungstagsatzung und der Erlös aus dem Verkauf wird an jene vorrangig ausgeschüttet, die hier ihr Pfandrecht angemeldet haben.“ Wenn der Verkaufserlös niedriger oder gleich hoch ist als die mit dem Pfandrecht besicherte Forderung samt Zinsen, fließt der Erlös an die Banken. Ist der Erlös höher, fließt der Mehrerlös an die unbesicherten Gläubiger.

Welche Interessenten in den Ring steigen, ist derzeit noch unklar. Dass die thailändische Central Group die Immobilie kauft, die Partner von Signa beim Betrieb von Kaufhäusern (KaDeWe, Globus, Selfridges) ist, halten Insider eher für unwahrscheinlich. Möglicherweise steigt ein Immo-Investor ein, der das Kaufhaus nicht selber betreiben will.

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