Lifebrain spitzt auf lukrativen Laborauftrag der Stadt Wien

Lifebrain spitzt auf lukrativen Laborauftrag der Stadt Wien
Rund 700.000 Wienerinnen und Wiener sollen an einem Screening-Programm zur Früherkennung von Darmkrebs teilnehmen.

Mit der Gesundheitsvorsorge kann man ein Riesen-Geschäft machen. So vergibt der Wiener Gesundheitsfonds per öffentlicher Ausschreibung ein „Darmkrebs-Screening“ mittels Stuhl-Schnelltests (FIT), an dem rund 700.000 Wiener im Alter zwischen 45 und 75 Jahren teilnehmen sollen. Ziel ist die Früherkennung von Darmkrebs und die Reduktion der Sterblichkeit. Dazu muss man wissen, dass jährlich in Österreich 5.000 Menschen an Darmkrebs erkranken und mehr als die Hälfte stirbt daran.

Die druckfrische Ausschreibung besteht aus zwei Teilen. Los 1: Für das Bereitstellen der Testkits, der Verteilung und des Transports sowie der Auswertung der Proben im Labor und einer telemedizinischen Beratung (Callcenter) beträgt das Auftragsvolumen maximal 300 Millionen Euro, es kann aber auf 500 Millionen Euro erhöht werden. Sollte sich der Verdacht von Darmkrebs erhärten, kommt Los 2 zum Tragen: Die Durchführung einer Darmspiegelung (Koloskopie). Dafür stellt der Fonds bis zu 120 Millionen Euro zur Verfügung, das maximale Abrufvolumen kann aber auf 200 Millionen Euro erhöht werden.

Nur Großlabore

Bis 21. Dezember haben die Labore oder Ärzte nun Zeit, sich an der Ausschreibung zu beteiligen. Doch für Los 1 müssen sie nachweisen, dass sie zumindest zehn Millionen Euro Umsatz pro Jahr machen. Das bedeutet, dass sich nur die großen Laborbetreiber beteiligen können.

Indes besteht in Ärztekreisen der Verdacht, dass die Ausschreibung speziell auf den Großlaborbetreiber Lifebrain zugeschnitten ist.

Tests in Frankreich und Holland

„Das ist ein totaler Unfug. Wir haben keine Vorabsprachen mit der Stadt Wien gemacht. Die Ausschreibung ist zugeschnitten auf Firmen, die das Know-how haben und wissen, wie man so etwas abwickelt“, sagt Lifebrain-Chef Michael Havel zum KURIER. „Was wir wissen, steht in der öffentlichen Ausschreibung. Wir werden uns wie andere auch bewerben und wir werden dann schauen, wer das beste Konzept und den billigsten Preis hat.“ Es mache für ihn Sinn, meint er, dass nur größere Labore in Betracht kommen.

Die Rahmenvereinbarung mit dem Wiener Gesundheitsfonds habe „doch ein größeres Volumen, das Mikrolabore nicht abwickeln können“. Havel erinnert „an den Wildwuchs“ bei Corona-Laboren. „Das sind überall die Raubritter aufgetaucht und haben ihr Unwesen getrieben“, sagt der Lifebrain-Chef. Sein Unternehmen, das zum französischen Gesundheitskonzern Cerba gehört, habe hierzulande mehr als 60 Millionen Coronatests („Alles gurgelt“) abgewickelt.

Cerba sei einer der weltgrößten Laborbetreiber und habe Erfahrung mit den Stuhl-Schnelltests. „Die machen das in Frankreich seit sieben Jahren“, sagt Havel. „Auch in Holland werden die Tests seit Jahren gemacht.“

Kritik der Ärztekammer

Zu den Kritikern zählt hierzulande die Ärztekammer. Sie behauptet, die FIT-Tests würden erst sehr spät anschlagen, besser sei eine Darmspiegelung. „Die Koloskopie ist der goldene Standard“, räumt auch Havel ein. „Aber wenn ich die Wahl habe zwischen gar nichts machen oder dem FIT-Test, ist der FIT-Test super, weil man auf relativ viel positive Fälle kommt.“ In einem positiven Fall  - mit 35.000 positiven Fällen wird gerechnet- muss dann binnen 14 Tagen ein Koloskopie-Termin organisiert werden.Mit Lifebrain will auch diese Untersuchung mit Subauftragnehmern anbieten.    

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