Cyberangriff auf Attensam: „Haben das Risiko total unterschätzt“

Cyberangriff auf Attensam: „Haben das Risiko total unterschätzt“
Erpresser forderten Lösegeld vom Hausbetreuer. IT-System wurde wochenlang lahmgelegt und musste ausgetauscht werden.

Sämtliche 42 Server und die Sicherheitssysteme lahmgelegt; kein Telefon, kein Internet, kein Zutritt, kein Rechnungswesen: Der Cyberangriff samt Lösegeldforderung traf den Hausbesorger Attensam vor einem Jahr völlig unvorbereitet. Es sei ein „wirtschaftliches Nahtoderlebnis“ gewesen, das man seinem ärgsten Feind nicht wünsche, schildert Attensam-Wien-Chef Peter Schrattenholzer die Ereignisse.

Der unbekannte Erpresser, der sich über ein Homeoffice ins Firmennetzwerk eingeschlichen hatte, forderte einen hohen sechsstelligen Eurobetrag, um den Zugriff auf die Daten zu entschlüsseln. Attensam ging nicht darauf ein, schaltete das Landeskriminalamt ein und engagierte IT-Experten mit der Wiederherstellung der Daten.

Analoge Abwicklung

Für Wochen stand das IT-System still, das Geschäft musste weitgehend per Handy und Papieraufzeichnungen fortgeführt werden. „Wir hatten zum Glück noch einiges in Papierform, analog ist in diesem Fall gar nicht so schlecht“, erzählt Schrattenholzer. Zu den Kosten des geforderten Lösegeldes musste ein komplett neues IT-System samt besserer Absicherung installiert werden. Ein unfreiwilliger Digitalisierungsschub.

„Wir haben das Risiko total unterschätzt“, gibt Firmenchef Oliver Attensam zu. Er will mit dem offenen Umgang andere Betriebe warnen: „Ich dachte immer, es werden nur Konzerne mit großen Datenmengen gehackt. Dabei haben die Angreifer vor allem mittelständische Unternehmen wie uns im Visier.“ Um nach einem Ausfall den Geschäftsbetrieb aufrecht zu erhalten, sollten wichtige Daten und Unterlagen nicht nur digital, sondern auch als Hard Copy vorliegen, empfiehlt Attensam.

Umsatzplus

Trotz Cyberangriffs und zwei Lockdowns konnte Österreichs Marktführer bei der Betreuung von Wohnimmobilien das Geschäftsjahr 2020/21 (per Ende Juni) mit einem Umsatzplus von 6,2 Prozent auf 87,7 Mio. Euro abschließen. „Wir sind in der Krise zum Glück breit aufgestellt“, so Attensam.

Profitiert hat das Unternehmen vom Trend zur Auslagerung von Grünflächenbetreuung und Winterdienst durch die Gemeinden. Auch der Bereich Oberflächen-Desinfektion war durch die Corona-Pandemie gefragt und konnte die rückläufige Nachfrage bei der Büroreinigung, in der Hotellerie und bei Freizeiteinrichtungen abfedern.

Winterdienst lief gut

Das Kerngeschäft mit der Schneeräumung – 36 Prozent des Umsatzes – lief dank der in vielen Teilen Österreichs recht winterlichen Verhältnisse gut. Im Vorjahresvergleich gab es ein Umsatzplus von 6,1 Prozent. Sorgen bereitet dem Firmenchef die Suche nach Mitarbeitern. Aktuell gibt es rund 50 offene Stellen. „Vor allem in Oberösterreich saugt uns die Industrie Personal ab“, berichtet Attensam. Für die 900 Beschäftigten entsteht in Regau/OÖ ein eigenes Schulungszentrum. Auch Lehrlinge werden wieder ausgebildet.

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