Coronavirus: Seefracht aus China könnte um 50 Prozent einbrechen

Manche Pharmaprodukte könnten ab Ende März knapp werden.
In vier bis acht Wochen kommen laut Logistikexperten schlecht ausgelastete Schiffe nach Europa, danach immer weniger.

Die Lieferketten von China nach Österreich sind durch das Coronavirus noch kaum betroffen, doch das soll sich bald ändern. Am Hamburger Hafen sind derzeit keine Änderungen bei den ein- und ausgehenden Waren zu bemerken, sagt Alexander Till, Repräsentant des Hamburger Hafens in Österreich, bei einer Veranstaltung des Vereins Netzwerk Logistik und der Fachhochschule Wien am Dienstagabend.

Zeitverzögert

Der Grund ist einfach: Die Schiffe benötigen eine Reisezeit von sechs Wochen von China nach Deutschland. Als die jetzt eintreffenden Schiffe abgefahren sind, hatte das Virus noch kaum spürbare Auswirkungen auf die Wirtschaft. Das ist inzwischen anders, die Probleme kommen sozusagen zeitverzögert.

 

Bald werden schlecht ausgelastete Schiffe eintreffen, danach wird die Zahl der Schiffe sinken, berichtet Till. „In vier bis acht Wochen werden wir Rückgänge spüren.“ Er rechnet mit 50 Prozent weniger ankommender Ladung. Am stärksten Betroffen werden die Pharmabranche, die Elektro-, Auto- und Luftfahrtindustrie sein.

In fünf bis sechs Wochen werde die österreichische Wirtschaft jedoch noch etwas Anderes spüren, sagt Till: „Nämlich, dass wir zu wenig Leercontainer für den Export haben. Österreichs ist hier von den Importen aus Asien abhängig.“ Reedereien könnten das zwar mit Containern aus den Vereinigten Arabischen Emiraten und den USA ausgleichen, doch wäre das nicht lange möglich.

Teurere Exporte

Eine Verknappung der Container würde diese auch verteuern.  In fünf bis sechs Wochen werden in Europa 1,6 Millionen Container fehlen, schätzt Till – allerdings nur dann, wenn die Situation in Asien noch länger kritisch bleibt. Sollte sie sich bald entspannen, könne es sogar sein, dass man in Europa wenig bis gar nichts bemerke.

Laut Günter Gruber, Logistikexperte von Semperit, ist die Lage in China sensibel, bisher sei aber alles gut gegangen. Er hofft, dass die Behörden in Österreich es mit Sicherheitsmaßnahmen, wie Grenzsperren, nicht übertreiben, denn dadurch könnten Engpässe im Transport künstlich erzeugt werden.

Das Virus hat eines deutlich gemacht, sagt Gruber: „Auch, wenn man nicht direkte Verbindungen nach China hat, kann man sich ihm nicht entziehen.“ China habe sich seit der letzten Seuche extrem entwickelt. „Wenn dort etwas passiert, betrifft es alle.“

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